Erfahrungsbericht Netzhautforamina und Abhebung Teil 1

BellaKarloff, Niedersachsen, Montag, 19. September 2022, 12:01 (vor 584 Tagen) @ KAtharina

Wie so viele habe auch ich immer wieder hier im Forum Informationen und Erfahrungen gefunden, während ich selbst wegen Netzhautproblemen in Behandlung war.
Ich habe schon ein paar mal überlegt, auch meine Geschichte zu teilen, war bisher aber nicht so weit.
Ich hoffe, dass ich das rein nun technisch richtig mache, dies ist tatsächlich meine allererste Forumsmitgliedschaft überhaupt!

Aktuell geht es mir mit meinen Beschwerden und Ängsten sehr schlecht, das vielleicht als kleine Warnung vorweg.

Zu mir: Ich bin nun 33, war, als es los ging 32, stark kurzsichtig (links 8, rechts 7,75 Dioptrien). Bis das mit den Augen los ging, arbeitete ich teilzeit (3/4, später habe Stelle) in sehr anstrengenden Dienstleistungsberufen, permanenter Stress, lange Tage, kurze Pausen und nebenberuflich als Illustratorin.
Meine Leidenschaften sind bzw waren Kunst, Kino und actionreicher Sport. Ich kletterte und boulderte seit 10 Jahren, machte an den Tagen, wenn ich nicht kletterte Kraftsport und liebte es, mit dem MTB steile Abfahrten runterzubrettern.

Los ging es mit einem fetten weißen Blitz mitten in der Nacht, gerade beim eindösen, da war es, als ob jemand mit Blitz fotografiert hätte. Das war im September 2021.
Sicht war allerdings noch normal. Da ich schon hin und wieder mal den Hinweis erhalten hatte, solche Phänomene abklären zu lassen, rief ich am nächsten Tag beim Augenarzt an und schilderte den Blitz, fragte auch, ob ich mir Sorgen machen müsse, aber die Sprechstundenhilfe versicherte mir, in meinem Alter seien gefährliche Sachen auszuschließen und erhielt einen Termin drei Wochen später. Bei diesem Termin wurde ich erstmal im Wartezimmer vergessen und musste nach drei Stunden Wartezeit am nächsten Tag nochmal wieder kommen.
Generell kann ich nicht viel Gutes über die Praxis sagen, eine reine Massenabfertigung, eklig, unfreundlich, ständig wechselnde Ärzte… Das nur nebenbei.
Hier wurden die Pupillen weit getropft und ein Assistenzarzt schaute ins Auge, meinte, sieht alles ganz gut aus, aber ich lasse meinen Kollegen nochmal gucken.
Der Kollege kam, schaute kurz rein und meinte („Nein, die Patientin hat keinen Rußregen, das sind Glaskörpertrübungen.“ und dann zu mir) „Sie haben da ein Loch, können wir lasern.“
Ich wäre fast vom Stuhl gekippt vor Schreck. In meinem Kopf totales Gedankenrasen. Ich wusste tatsächlich schon ein bisschen was über dieses Lasern, nämlich dass verbrannte Netzhaut für immer kaputt ist.
Für mich als Illustratorin ein Alptraum. Ich also „Jetzt?“
„Man kann warten, würde ich aber nicht empfehlen.“
„Muss man das machen?“
„Ja, sonst können Sie blind werden.“
Ich versuchte fieberhaft, so viele Infos wie möglich zur Prozedur zu erfragen, leider half es nicht, dass beide Ärzte des Deutschen nur leidlich mächtig waren. Mir wurde versichert, man würde später keine Sehstörungen zurück behalten.
Im Laserraum ohne Brille, mit weit getropften Pupillen und schon ziemlich geblendet von der langen Augenspiegelung sah ich wenig und bekam eine Risikobelehrung in die Hand gedrückt. Auf meine Frage, was da steht, sagte die entnervte Sprechstundenhilfe, na, jede Behandlung hätte ja Risiken. Eine OP im Krankenhaus hätte ja auch immer Risiken. Aha.
Der Arzt kam und es ging gleich zur Sache, nicht bewegen bitte. Leider war das Lasern in meinem Fall irgendwie verdammt schmerzhaft. Zwischendurch musste ich um eine kurze Pause bitten, halb am hyperventilieren und halb am heulen. Er wollte mir anhand von ergoogelten Bildern an seinem Computer zeigen, wie so Brandherde auszusehen haben. Tja, da konnte ich natürlich gerade nicht viel von sehen...
Nachdem er fertig war, wurde wieder reingeleuchtet, sein Kollege auch nochmal, dann wurde mir beim Rausgehen noch mitgeteilt, achja, nicht lesen, kein Sport machen die nächsten zwei Wochen, Risiko, dass sich an der frischen Wunde was löst, sei jetzt besonders groß…
Ich war total fertig und völlig geblendet und musste mir heulend den Weg nach draußen ertasten. Das nahm die Sprechstundenhilfe noch mit schnippischem Kommentar zur Kenntnis, drückte mir einen Termin zur Kontrolle in die Hand und ließ mich die Treppen runter wanken.
Ich traute mich in der kommenden Woche rein gar nichts, wartete zwei Tage, bis das Blenden aufhörte und hatte zum ersten Mal so richtig Angst.
Im Verlauf der Woche ging dann das Netzhautblitzen los. Im Nachhinein passt es genau auf die gelaserte Stelle. Das Loch lag perifer zwischen 18 und 19 Uhr, halbrunde Photopsien starteten überwiegend bei 11 Uhr. Erst im Heilungsprozess ab und zu, mal an einem Tag, am anderen nicht, ganz kurz als ob sich der Kegel einer Taschenlampe ins Auge schiebt und dann verschwindet. Außerdem hatte ich die erste Zeit noch wahnsinnige Schmerzen im behandelten Auge.
Bei der Kontrolle sagte der Arzt „Bin zufrieden“, das wars. Ich könne jetzt alles wieder machen. Die Schmerzen schob er auf trockene Augen (die ich zugegebenermaßen habe, deren Schmerzen sich allerdings deutlich anders anfühlen).
Wie es jeder Augenarzt, der etwas auf sich hält, praktiziert, beherrschte auch er die Kunst, einen mit tausend Fragen vor die Tür zu setzen und die gestellten zu ignorieren.
Leider ging es mit den Problemen jetzt erst richtig los, denn das Blitzen im Auge nahm wöchentlich zu.


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