Erfahrungsbericht Netzhautforamina und Abhebung Teil 3

BellaKarloff, Niedersachsen, Montag, 19. September 2022, 10:07 (vor 557 Tagen) @ BellaKarloff

Bei der Kontrolle ein paar Wochen später hatte der Arzt keine Zeit und schaute nur in die unerweiterte Pupille, machte aber nochmal ein OCT und stellte zufrieden fest, es sei kleiner geworden.
Das Problem: Der Fleck in meinem Sichtfeld leider nicht. Im Gegenteil, inzwischen, Ende Juni, hatte ich schon drei Flecken der gleichen Art zentral im Blickfeld.
Als der dritte sich entwickelte, war ich nochmals in der MHH. Hier wurde mir mitgeteilt, man sehe da gar nichts und die Tropfen bräuchte ich auch nicht.
(Interessant ist aber, dass ich später im Bericht etwas von einem atrophen Konus las) und im rechten Auge hätte ich schon ziemliche Glaskörperdestruktionen - mein Hausaugenarzt behauptet dagegen steif und fest, er könne keine Glaskörpertrübungen erkennen (selbst sehe ich inzwischen mehrere schwarze Äste im Blickfeld, Wölkchen sowie diverse „Quaddeln“ und Würmchen en masse, ganz abgesehen von den glühenden Linien und Schatten).
Der Oberarzt gab dann noch meinen bisherigen Lieblingsmonolog zum Besten: Ich solle mir nicht so viele Sorgen machen. Generell würden sie immer wieder feststellen, dass Patienten, die sich nicht so sehr sorgten, fast die bessere Prognose hätten. Die kämen zwar häufig erst zu spät zu ihnen, hätten aber das glücklichere Leben. Und: „Ja, Sie haben ein sehr hohes Risiko, eine Netzhautablösung zu erleiden, aber davon sollten Sie nicht Ihr Leben bestimmen lassen.“ Tja, seien Sie halt wachsam, aber nicht zu doll, oder wie?
Inzwischen ist September, nächste Woche habe ich wieder einen Kontrolltermin. In den letzten Wochen haben meine Beschwerden nochmal zugenommen. Ich habe jetzt vier Flecken mittig im Gesichtsfeld im rechten Auge und seit zwei Tagen einen im linken Auge, die beim Blinzeln kurz zu sehen sind oder wenn ich von einem dunklen auf einen hellen Untergrund sehe, sowie vor einem Kontrast, zB einem Fensterrahmen und schnell verklingen, wie ein Nachbild, nachdem man in eine Lampe geguckt hat.
So ein komisches Licht-Schatten-Phänomen besteht inzwischen in beiden Augen, dazu massenweise Glaskörpertrübungen und es blitzt fröhlich vor sich hin, an allen möglichen Stellen in beiden Augen, mal halbrund, mal sternförmig, mal Flackernd, besonders bei Aufregung, aber auch gerne wenn ich einen freien Tag habe und mich eigentlich entspannen will. Manchmal bilde ich mir ein, einen Schatten am Bildrand oder verschwommen zu sehen, aber diese Eindrücke lassen sich nicht objektiv bestätigen, daher gehe ich von Einbildung aus.

Ich habe heute überlegt, meinen Kontrolltermin, der nächste Woche sein soll, vorziehen zu lassen, wegen der Flecken und aktuell täglich zunehmenden Glaskörpertrübungen, habe mich aber nicht getraut, schon wieder beim Arzt anzurufen.

Sport habe ich nun seit einem Jahr kaum gemacht, traue mich einfach nicht, solange die Beschwerden nicht wenigstens konstant bleiben. Meine Muskeln, um die mich früher mancher Mann beneidet hat, sind weg.
Gerne würde ich mal wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, fühle mich mit den ganzen komischen Lichtphänomenen und der Blendempfindlichkeit aber nicht verkehrstauglich.
Ich habe über die Zeit ohne Sport ein Instrument gelernt, das hat mich etwas vor dem verrückt werden bewahrt. Apropos, ich bin seit Monaten auf Therapieplatzsuche, bisher ohne Erfolg.

Geschlafen habe ich seit dem ersten Lasereingriff keine einzige Nacht mehr am Stück. Ich schrecke bei jedem Blitzen hoch, oft mache ich nochmal das Licht an, um zu prüfen, ob ich noch etwas sehe.
Was sich außerdem verändert hat ist die Wahrnehmung von Visual Snow (habe ich auch erst gelernt, was das ist), mit mehr Bildrauschen, springenden Pünktchen und sehr starken, sehr lang anhaltenden Nachbildern (manchmal, wenn ich Text lese, bleibt das Streifennachbild der Schrift gute 20 min erhalten), aber auch Phantomnachbildern (so nenne ich sie), Nachbilder, wo gar nichts zu sehen war.

Meine größte Angst ist es, dass es noch schlimmer wird, dass der große Schlag noch kommt und dass ich meine große Leidenschaft, das Zeichnen, an den Nagel hängen muss. Dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, was ich tue.

Vor die Tür gehe ich nur noch mit Sonnenbrille und Cappie, dass hilft gegen das ständige Geblendet werden, manche der Lichtphänomene und dämpft die Wahrnehmung der Glaskörpertrübungen etwas.
Auch ich nehme Lutein und Xeaxanthin, dazu Omega 3 nahrungsergänzend ein, inzwischen seit einem 3/4 Jahr, aber konnte bisher keinen Effekt feststellen.

Verglichen mit dem, was andere hier im Forum durchmachen mussten, ist meine Geschichte bisher wohl eher ein Spaziergang im Park und es tut mir leid, so zu jammern.
Nach allem, was ich hier gelesen habe, haben viele diesen Punkt durch, wo man sich mit seltsamen Phänomenen in den Augen und der Angst konfrontiert sieht und versucht, alles einzuordnen. Hut ab vor allen, die das schaffen. Allen alles Gute und sorry für das lange Ausschweifen...


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