Erfahrungsberichte - Uwe - 100% Visus

Uwe @, Bei Hamburg, Dienstag, 14. Februar 2023, 12:08 (vor 429 Tagen) @ KAtharina

Liebe Netzies

mein Name ist Uwe und ich hatte im Juni letzten Jahres eine Netzhautablösung. Ich wollte mit meinem Bericht hier im Forum etwas Mut machen. Bei mir gab es zwar auch, und ich befürchte das ist immer so, diverse Schwierigkeiten, aber aktuell bin ich bei einem Visus von 100% auf dem betroffenen Auge - und sehe besser als mit dem anderen Auge.

Doch nacheinander:
Ich trage seit 40 Jahren eine Brille und über die Zeit wandelte sich die Kurzsichtigkeit von -0,5 auf grob -2.5. Ich arbeite fast immer am Bildschirm und fliege 1x im Monat geschäftlich im Schnitt.

Letztes Jahr hatte auf beiden Augen einen grauen Star diagnostiziert und einen Termin zur OP am rechten Auge, welches stärker betroffen ist.
In der Arztpraxis lag auch ein Flyer über "fliegende Mücken", die ich auf beiden Augen seit ein paar Jahren kannte. Im Urlaub kurz vor der geplanten Katarakt-OP wurden die "Mücken" im linken Auge plötzlich konkreter. 3 Tage später in der Nacht sah ich zusätzlich Blitze - doch nach Mitternacht konnte ich keinen Arzt oder Klinik finden die unmittelbar hätte helfen können (116 117). Am frühen Morgen aufgestanden, bemerkte ich einen Ausfall des Sehfeldes zwischen den Augen und ich war in Panik.
Wir fuhren dann in die Uniklinik nach Hamburg. Dort wurde eine Netzhautablösung festgestellt und ich am Morgen noch operiert.

Das Ergebnis war eine Glaskörperentfernung und eine Tamponade mit Silikonöl. Der graue Star wurde bemerkt und gleich ein Tausch der Linse vorgenommen. Ich hatte mich in Vorbereitung auf die Katarakt-OP mit den Möglichkeiten auseinandergesetzt und mich für eine asphärische Linse entschieden. Ich wollte weiterhin Brillenträger sein, also Schärfenebene wie bisher im Nahbereich (40cm).

Die chirurgische Leistung war hervorragend. Ich hatte keine Schmerzen. Ein leichtes Ziehen vielleicht, wie bei einem kleinen Schnitt in den Finger. Ich konnte unmittelbar nach der OP schon recht gut sehen, so gut, dass der Assistenz-AA meinte, ich könne Autofahren. Was sich natürlich später als falsch herausstellte - mit rund 7 Dioptrien Unterschied.

Unterirdisch war die Patientenaufklärung. Die fand praktisch nicht statt - und ich habe mir fast alles im Internet angelesen. Die Stunde Wartezeit vor der OP und später (obwohl man nicht Lesen soll... aber ich brauchte Antworten).


Es kam so alles - was ihr vermutlich auch alle kennt:

- ich hatte keine Ahnung, dass ich das Öl (und Pigmente) sehen kann und dachte an einen neuen Rußregen und rannte zum AA
- der AA setze ein Prisma auf das frisch operierte Auge und verletzte die Lederhaut. Jetzt hatte ich Schmerzen.
- das Auge und ich beruhigten sich nach 2 Wochen. Jetzt kamen Schmerzen die sich als erhöhter Augendruck herausstellten.
- die Entwässungstabelle führte zu einer Verdauungskatastrophe (ich hatte keinen Tropfen mehr im Körper).
- die "normale" Medizin fürs Auge führte zur Entzündung der Bindehaut und zur Reaktion im Magen
- der Optiker klärte auf, dass man mit 7 Dioptrien Unterschied keine Brille tragen kann, weil das Gehirn diesen Unterschied nicht verarbeiten kann. Also nix mit Autofahren für 2 Monate (bis zur Entfernung des Silikon-Öls).

Durch die Umstände war ich also zu einer extremen Entschleunigung verurteilt und ich verbrachte meine Zeit mit Kochen, mit Hundegassi und dem Hören vor Potcasts.

Auch mit der Entfernung des Silikons war die Aufklärung nur auf die Risikofaktoren, die rechtlich zu nennen sind, beschränkt. Das bemerkte ich, als ich mit Luft im Auge aufwachte. Hatte mir keiner vorab gesagt! Auch nicht, dass weiter Restöl im Auge bleibt.


Nach dieser OP kam dann ein Makula-Ödem hinzu, welches mit einer Spritze ins Auge behandelt wurde.


Die dritte, kleine OP war die Spülung der Augenvorkammer zur Entfernung des Restöls.
Leider ist da immer noch Öl. Etwas weniger, aber beim Arbeiten vor dem Körper ist das letzte Restöl leider immer noch sichtbar.

Das Auge ist nach meinen Empfinden ausgeheilt. Obwohl ich recht wenige Medikamente erhalten habe (wg. der Unverträglichkeiten).

- Beim Blinzeln (und nur bei Blinzeln im Hellen) sehe ich seit der letzten OP Striche. Man darf sich das wie eine Bleistiftzeichnung einer angedeuteten Landschaft vorstellen. Mir konnte keiner sagen, was das ist, oder woher das kommt.

- Beim Wechsel vom Hellen ins Dunkle sehe ich Lichterscheinungen, wie Polarlichter in S/W (egal ob das Auge geschlossen ist oder offen).
Sie gehen nach ca. 3 Minten weg.

- das Unschärfe-Sehen ist nicht gleich wie früher.
Kanten sehen aus wie eine Fata-Morgana. Meine Entscheidung die Schärfenebene auf den Nahbereich zu legen finde ich heute suboptimal. Die Schärfe ist liegt nur auf einem kleinen Bereich von ca. 35 bis 45 cm. Dahinter ist alles unschärfer als mit dem natürlichen Auge. Deshalb würde ich heute auf unendlich gehen.


Wie Eingangs erwähnt ist mein Visus 100% auf dem operierten Auge (mit Brille). Ich "meckere" also auf höchstem Niveau.

Bis heute habe ich keine Verbote oder Empfehlungen, was ich jetzt besser tun oder lassen soll. Ich jogge nicht, ich boxe nicht :-).

Die nächste OP für das rechte Katarakt-Auge steht an.
Ein AA empfahl mir eine teure Laser-OP, wg. der Netzhaut. Ich wollte es jedoch konventionell machen, weil mir schien die augenärztliche Motivation die Änderung des Abrechnungsmodus.

Vielleicht habt Ihr da ähnliche Erfahrungen?

Viele Grüße
Uwe


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