Zwei Dummheiten plus eine gehörige Portion Glück

Napar, Schweiz, Mittwoch, 10. April 2019, 19:24 (vor 1815 Tagen)
bearbeitet von Napar, Mittwoch, 10. April 2019, 19:55

Seit Jahren stöbere ich regelmässig auf der Homepage der Netzhaut-Selbsthilfegruppe. Immer dann, wenn der Schuh bzw. das Auge drückt, was aktuell wieder einmal der Fall ist. Insofern würde ich gerne Teil eurer Community.

Hier meine Geschichte:

Ich bin weiblich, 1974 geboren und lebe in Zürich. Als Kind sass ich jeweils mit zugekniffenen Augen neben den Strebern in der vordersten Reihe (-10 Dioptrien auf beiden Augen). Mit weichen Kontaktlinsen kam ich Jahrzehnte lang super-gut zurecht, bis irgendwann Tag X kam und mich die Dinger in den Wahnsinn trieben.

Als eitel veranlagter Mensch entschied ich mich 2003 trotz dünner Hornhaut für einen LASIK-Eingriff. Nun, ich hatte zwölf fantastische Jahre mit Augen wie ein Luchs, bis eines Tages Schluss mit lustig war. Diagnose: Ektasie nach LASIK. Ich entschied mich sofort für die Crosslinking-Methode an beiden Augen und liess mir zudem links eine Intraokularlinse einsetzen. Ein teurer Spass, der sich allerdings mehr als gelohnt hat.

Bedingt durch die hohe Kurzsichtigkeit tanzten seit jeher schwarze Mücken vor meinem Sichtfeld. Ich konnte einigermassen damit umgehen, bis sich die Mücken eines Tages zu einer nicht enden wollenden Konferenz in meiner Makula versammelten. Ein Augenarzt in Bern versuchte die ungebetenen Gäste mittels Laser-Vitreolyse nach Walhalla zu schicken, meine Gruppe erwies sich jedoch als äusserst standhaft. 2015 wurde den Mücken im Rahmen einer Teilvitrektomie (ohne Gas) der Garaus gemacht - sozusagen mein zweitdümmster Entscheid -, und ich fühlte mich wieder einmal mehr wie neu geboren. Dies zumindest für den Zeitraum von zwei Jahren, bis ich die für eine Netzhautablösung typischen Anzeichen wahrnahm und unmittelbar den Augenarzt meines Vertrauens, den Mücken-Terminator, aufsuchte. Dieser konnte allerdings nichts erkennen und schickte mich zurück nach Zürich. Zehn wertvolle Tage - und eine verkackte Autoprüfung - später erlitt ich eine Glaskörperblutung und sah innert Minuten rot bzw. weiss. Also ab ins Unispital Zürich, wo der Assistenzarzt eine schwere Netzhautablösung feststellte und wohl irgendwie Erbarmen mit mir hatte, sodass ich in den Genuss einer PPV mit Gas beim Chefarzt persönlich kam. Seitdem hält die Netzhaut bombenfest, wenn auch mit störendem Membran auf der Oberfläche.

Vor einigen Tagen erfolgte die Katarakt-OP infolge Linsentrübung auf selbigem Auge. Ich entschied mich für eine torische EDOF-Linse, welche mittels Femtosekundenlaser durch einen der weltweit führenden Hornhautspezialisten eingesetzt wurde (wieder einmal mehr musste ich tief ins Portemonnaie greifen). Der Eingriff verlief absolut problemlos, bis einige Stunden und ein leckeres Cordon Bleue später der komplette Druck aus meinem frisch operierten Auge entwich und es sich in seine Höhle verkroch. Ein Bild, welches ich niemals vergessen werde. Diagnose: Aderhautabhebung. 24 Stunden später war der ganze Spuk - Verbandslinse sei Dank (weshalb nicht gleich?) - vorüber.

Aktuell beträgt mein Visus mit beiden Augen (ohne Brille) 100%, was laut Aussage meines Operators einem kleinen Wunder gleichkommt. Die verzerrten Linien machen mir jedoch zu schaffen, und es stellt sich die Frage, ob ich mich einem Membran-Peeling - und damit eventuell Dummheit Nummer drei - unterziehen soll.

Ich bin mir im Klaren darüber, dass meine Geschichte im Vergleich zu anderen Erfahrungsberichten verhältnismässig harmlos daherkommt, hadere jedoch trotzdem mit meinem Schicksal (wenn auch mit einer guten Portion Humor). Mein extremer Perfektionismus lässt mich meine alles andere als perfekten Augen nur sehr schwer akzeptieren und treibt mich immer wieder dazu an, mehr zu wollen (und Risiken einzugehen). So ist er einerseits Schuld an der ganzen Misere, trägt andererseits jedoch massgeblich dazu bei, dass ich noch 100% sehen kann. Insofern Fluch und Segen gleichzeitig.

Euch danke fürs Lesen ;)

Zwei Dummheiten plus eine gehörige Portion Glück

Kerstinmh, Sonntag, 14. April 2019, 15:03 (vor 1811 Tagen) @ Napar

Habe mit Interesse Deine Ausführungen gelesen und super, dass Du 100 % sehen kannst!! Ich an Deiner Stelle würde nichts operieren lassen. Erst wenn es unumgänglich aufgrund von Verzerrungen sein sollte!! LG Kerstin

Zwei Dummheiten plus eine gehörige Portion Glück

Napar, Schweiz, Sonntag, 14. April 2019, 17:41 (vor 1811 Tagen) @ Kerstinmh

Hallo Kerstin - Herzlichen Dank für deine Zeilen. Ich habe mir ebenfalls deinen Bericht angesehen und denke, dass deine Augenärztin und das Spital, in welches du eingeliefert wurdest, top sind. Meine NHA wurde an einem Freitagabend diagnostiziert, operiert wurde ich trotzdem erst am Montagnachmittag. Dafür wenigstens vom richtigen Operateur. Nun ja, auch Chirurgen haben Wochenende. Ist bei dir noch ein Teil des Glaskörpers vorhanden, sodass du bis jetzt um eine Katarakt-OP gekommen bist? Ich hatte übrigens zusätzlich zur epiretinalen Gliose ein Makulaödem, welches ich jedoch seit Freitag zu 90% - Diamox und Ibuprofen sei Dank - wegbekommen habe. Jetzt sehe ich auf dem operierten Auge in etwa so, wie vor der OP, und damit kann ich gut leben. Obwohl ich insgeheim gehofft hatte, besser sehen zu können - aber eine NHA hinterlässt nun einmal ihre Spuren. Dir einen schönen Sonntagabend und Grüsse aus Zürich. Nadine

Zwei Dummheiten plus eine gehörige Portion Glück

Kerstinmh, Sonntag, 14. April 2019, 18:10 (vor 1811 Tagen) @ Napar

Hallo Nadine,

ja, ich hatte damals wirklich Glück im Unglück! Leider ist der damalige Operateur nicht mehr am Klinikum in Pforzheim.

Zum Zeitpunkt der Netzhautablösung hatte ich bereits zwei Kunstlinsen (Jahre vorher). Diese hatte ich mir im Uniklinikum Mannheim durch Prof. Knorz einsetzen lassen, da ich mit - 7 Diop. (mit Contaktlinsen mit Brille mehr)sehr stark kurzsichtig war und meine Contaktlinsen nicht mehr vertragen hatte.

Daher war es nicht notwendig mir gleichzeitig eine Kunstlinse einzusetzen, da diese ja bereits da war. Sonst wäre es gleich mitgemacht worden!!

Die damalige Ursache meiner Netzhautablösung war die altersbedingte Loslösung des Glaskörpers . Das „zupfte“ wohl zulange und dadurch entstand dieses Loch am Rand.
So habe ich das jedenfalls verstanden.

Mein linkes Auge ist bislang nich betroffen. Hoffe alles bleibt so. Man weiß es aber nie und die Angst begleitet mich immer. Ich hoffe ich kann Dir mit meinen Ausführungen etwas helfen. Höre immer in Dich rein und achte immer auf die kleinen Dinge im Zusammenhang mit Deinen Augen.

LG Kerstin

Zwei Dummheiten plus eine gehörige Portion Glück

fth68 @, Mittwoch, 17. April 2019, 20:53 (vor 1808 Tagen) @ Napar

Hallo Napar,

danke für Deine Ausführungen, machte Spaß, sie zu lesen :)

Ich erkenne so gewisse Gemeinsamkeiten in unseren Fällen. Wenn Du magst, kannst Du auch gerne mal meinen Erfahrungsbericht lesen ("Thorsten - Teil 1 bis 5"). Auch ich bin derzeit mit 100% Visus verdammt gut weggekommen.

Aktuell beträgt mein Visus mit beiden Augen (ohne Brille) 100%, was laut Aussage meines Operators einem kleinen Wunder gleichkommt. Die verzerrten Linien machen mir jedoch zu schaffen, und es stellt sich die Frage, ob ich mich einem Membran-Peeling - und damit eventuell Dummheit Nummer drei - unterziehen soll.

Ich würde es nicht tun. Also OPs vermeiden, wenn's nicht unbedingt sein muss. Letztendlich ist jede OP statistisch halt ein neues Risiko für's Auge

Euch danke fürs Lesen ;)

Danke fürs Schreiben und LG,
Thorsten

Zwei Dummheiten plus eine gehörige Portion Glück

Napar, Schweiz, Donnerstag, 18. April 2019, 15:04 (vor 1807 Tagen) @ fth68

Hallo Thorsten -

Zuerst einmal vielen Dank für deine Nachricht und für deinen fünfteiligen Erfahrungsbericht, den ich ebenfalls mit grossem Interesse gelesen habe. Du bist ein richtiger Glückspilz! Und ja, die Parallelen zwischen unseren Fällen bzw. zwischen unserem Verhalten lassen sich ganz klar erkennen. Der Ablauf deiner Katarakt-OP war wirklich ideal - leider lassen sich hier keine Gemeinsamkeiten feststellen.

Wobei ich überzeugt bin, die optimale Linse im Auge zu haben (und genau danach habe ich meinen Operateur ausgesucht, schliesslich wird mich die Linse in die Bare begleiten) und diese laut Netzhautspezialist auch sehr gut eingesetzt wurde. Mein Operateur hätte mich jedoch niemals direkt nach dem Eingriff nach Hause schicken dürfen. Ich hätte, wie du, eine Nacht zur Beobachtung in der Klinik bleiben müssen. Die Krönung jedoch war die unerfahrene Augenärztin mit mangelnden Deutschkenntnissen, welche - als ich die Praxis abends wegen der Komplikation aufsuchte - meinte, „die komplette Netzhaut sei ab“ (sie verwechselte Netzhaut mit Aderhaut).

Auch der Zustand meiner Netzhaut ist aktuell hervorragend, insofern wäre ich einmal mehr mit einem tiefblauen Auge davon gekommen, hätte sich keine kleine Wassereinlagerung gebildet, welche mir rund 60% Visus klaut. Es ist also nicht das Membran, welches mich stört, sondern viel mehr diese Einlagerung. Laut Fluoreszenz-Angiographie handelt es sich allerdings nicht um ein klassisches Irvine Gass-Syndrom. Behandelt werde ich nun mit 2x täglich Diamox-Tabletten (die ich zum Glück gut vertrage) sowie mit Pred Forte 1%-Augentropfen (anstelle von Tobradex). Deine Meinung hierzu würde mich sehr interessieren.

Ich muss jetzt aber echt mal einen Gang runterschalten und meinem Auge Zeit geben, sich zu erholen. Aber Erholung ist nicht so meins.

Noch einmal Glückwunsch zu deinem hervorragenden Visus sowie allen, die dies lesen, frohe Ostern!

Nadine

Zwei Dummheiten plus eine gehörige Portion Glück

Manja, Mittwoch, 29. Mai 2019, 12:55 (vor 1766 Tagen) @ Napar

Mein Fall ist eurem auch sehr ähnlich. Ich hatte in 2003 eine Lasik und mein Sehen war ein Traum danach!!!
Da dann leider die Alterssichtigkeit irgendwann an zu nerven fing, entscheid ich mich für einen „Clear Lens Exchange“ bei Prof. Knorz in Mannheim im August/September 2018, durch die guten Erfahrungen mit der Lasik habe ich das alles etwas locker gesehen.
Das sehen mit der Linse (Multifokal Linse von Zeiss) war bisher nie gut, obwohl die Linsen perfekt sitzen und ich 100 % auf beiden Augen haben. Jedenfalls auf der Sehtafel.
Ich sehe seit Monaten mit der Linse wie durch einen Schleier – immer abhängig vom Licht. Prof. Knorz meint das hat mit meiner Lasik zu tun. 0,5 % kommen nach einer Lasik nicht mit solchen Linsen zurecht. Ich bin da mittlerweile durch stundenlanges Lesen und Ärzte Hopping anderer Meinung.
Es ist zum einen mein schlechtes Kontrastsehen und auf der anderen Seite meine wolkenartigen Floater (oder fliegende Mücken), die ein gutes Sehen verhindern.

Mittlerweile mache ich ein Lehrprogramm nach Katrakt, das hat mir sehr geholfen und mein Kontrastsehen auch schon nach 50 von 80 Sitzungen erhelblich verbessert.
Nun habe ich leider noch das Floater Problem. Die Floater werfen abhängig vom Licht rauchige Schleier auf meine Augen. Es sind sehr große Floater, nicht nur die kleinen Dinger die man hin und wieder mal sieht. Diese Floater haben nach so einer OP sehr viele Leute und sind auch oft Vorboten einer Netzhautablösung, auf jeden Fall ist der Grund der Floater eindeutig ein Zusammenfallen des Glasköpers – und das ist nicht unbedingt altersbedingt, sondern eine Folge der OP.
Würdet ihr zum Lasern raten (ist wohl ehr schwierig bei solchen Floatern) oder zur Entfernung des Glasköpers. Mein Augenarzt sagt, Lasern wäre alles Quatsch, die Dinger sind nicht weg, befinden sich immer noch im Glasköper. Das erscheint mir schon logisch, aber vielleicht stören sie weniger? Sicher loswerden kann man die Dinger wohl nur durch eine Virektomie, vor der ich aber tierische Angst wegen einer Netzhautablösung habe. Was würdet ihr mir raten. Ich habe wirklich schlimme Probleme damit und geht keinen Tag nach dem Arbeiten ohne Kopfschmerzen nach Hause da mich die Floater so blendungsempfindlich machen.

Zwei Dummheiten plus eine gehörige Portion Glück

KAtharina @, Camburg/Thüringen, Mittwoch, 29. Mai 2019, 13:47 (vor 1766 Tagen) @ Manja

Hallo Manja,
was für eine Antwort auf die Frage nach einer Vitrektomie erwartest du in einem Forum für Patienten mit Netzhautablösung?
Ich bin funktionionel Einäugig und habe auf dem guten Auge massive Trübungen, kenne das Problem also.
Übrigens kommt Blendemfindlichkeit nicht von Glaskörpertrübungen.

Nutz bitte die Suchfunktion im Forum, es gab das Thema schon mehrfach.

--
Liebe Grüße
Katharina


Ich bin diesen Weg gegangen, um Euch zu zeigen wie es geht…

Zwei Dummheiten plus eine gehörige Portion Glück

Napar, Schweiz, Mittwoch, 29. Mai 2019, 18:58 (vor 1766 Tagen) @ Manja

Hallo Manja -

Floater sind Luxusprobleme, welche in diesem Forum als unbedeutend angesehen werden. Deine Frage nach Behandlungsmethoden bei Floatern in einem Forum für an Netzhautablösung(en) Erkrankte, ist in etwa vergleichbar mit der Frage nach Behandlungsmethoden bei einer gebrochenen Zehe in einem Forum für Querschnittgelähmte. Trotzdem scheinen die Floater ein ernstzunehmendes Problem für dich darzustellen, weshalb ich dir gerne auf deine Fragen antworte:

1) Die Laser-Vitreolyse bringt rein gar nichts.

2) Von einer Teilvitrektomie rate ich dir dringend ab. Wenn schon, dann den kompletten Glaskörper entfernen - und zwar minutiös genau. Die Antwort auf die Frage, ob ich dir einen derart invasiven Eingriff empfehle, findest du bereits im Titel meines Erfahrungsberichts.

3) Dass dein Arzt Multifokallinsen bei dir eingesetzt hat, erstaunt mich, da hinlänglich bekannt ist, dass Post-LASIK-Augen und Multifokallinsen nicht zusammen passen. Gegebenenfalls könntest du einen Linsenaustausch in Betracht ziehen, was allerdings auch Risiken birgt.

Ich rate dir, dich mit deiner Situation abzufinden und dir - im wahrsten Sinne des Wortes - vor Augen zu halten, dass alles noch viel schlimmer sein könnte.


Gruss

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