Re: die geschichte von meinem sohn....und viele fragen...

Angelika (Bayern), Montag, 30. Januar 2006, 07:11 (vor 6666 Tagen) @ tine


Als Antwort auf: Re: die geschichte von meinem sohn....und viele fragen... von tine am 29. Januar 2006 20:41:12:


Hallo Tine,
damit hier nicht alles doppelt steht, schau Dir mal meine Antwort an Kirsten an. So, jetzt aber konkret zu Deinen Fragen.
Die meisten Schwierigkeiten hatte ich überall dort, wo ich Abstände abschätzen mußte. Und das fing beim Treppe steigen an. Ich bin immer die Treppe hinaufgefallen, so gut wie nie runter. Meine Schuhspitzen waren später immer abgeschabt und angestoßen, weil ich mehr oder weniger unbewußt mit den Füßen nach diesen Stufen und Absätzen getastet habe. Auch bei den Ballspielen hatte ich Schwierigkeiten, weil ich den Ball nie fangen konnte, wenn er seitlich von meinem Körper kam. Flog der Ball direkt auf mich zu, konnte ich ihn auch fangen. Das setzte sich dann in späteren Jahren beim Autofahren fort :-) - bei mir wurde jedes Auto erst einmal rundum "angetitscht", bis ich wußte, wie groß das Auto ist. Allerdings wußte ich da schon, daß ich die Entfernungen nicht abschätzen kann und habe das entsprechend vorsichtig gemacht.
Komischerweise habe ich in meiner Jugend Leistungssport betrieben: Barren, Balken und Boden. Das hat mir geholfen, das richtige "Körpergefühl" zu entwickeln und mich nicht nur auf meine Augen zu verlassen. Ausgegrenzt wurde ich nie (obwohl ich schielte). Im Gegenteil, meine Brüder haben mich immer ins Tor gestellt (auf dem Feld konnte ich die Pässe nicht annehmen) und mich als Torwart geschätzt.
Mach doch einfach mal folgenden Versuch: wenn Du Dir eine Tasse Kaffee oder Tee einschüttest, halte Dir einfach mal ein Auge zu (leg vorher das Wischtuch schon mal bereit :-) ). Du kannst Dir auch eine Augenklappe aufsetzen, wie sie in den Verbandskästen zu finden ist und versuchen, eine Treppe zu steigen. Ist vielleicht auch eine Möglichkeit, den Lehrern die Sehminderung Deines Sohnes näher zu bringen.
Den Berufswunsch Deines Sohnes finde ich übrigens gar nicht so ungewöhnlich. Er hat nun mal viel mit den Augenärzten zu tun - viele Jugendliche wählen das, was sie am Besten kennen. Achtet nur bei der Berufswahl darauf, daß nicht gerade Millimeterarbeit notwendig ist.
Noch eine Bemerkung zu den Vorwürfen, die ihr Euch wohl macht: irgendwo ist auch der ärztlichen Kunst eine Grenze gesetzt und es gibt nichts mehr, was helfen kann. Könnten wir alles reparieren, wären wir "Gott". Aber wir können das Beste aus unserem "Zustand" machen - nobody is perfect. Viel wichtiger als Mitleid oder "betüddeln" ist es doch, den Jungen in seinen Stärken zu fördern und auch zu fordern.
Liebe Grüße
Angelika


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