@ rop und andre Profis für Gesichtsfeldergebnisse

rop @, Donnerstag, 21. Februar 2008, 13:51 (vor 5931 Tagen) @ Julian

Hallo Julian,
nein, nerven ist das nicht.
Ich muss mal wieder ausholen ;-).
1.) Gesichtsfelduntersuchungen darf man niemals allein beurteilen, immer nur in Zusammenhang mit den anderen Untersuchungen (Augenhintergrundsbetrachtung, Sehschärfenmessung etc.)
2.) Im einfachsten Fall lassen sich die Gesichtsfeldausfälle an denselben Orten an der Netzhaut durch die Augenhintergrundbetrachtung ausmachen.
Dann gibt es Gesichtsfeldausfälle, deren Bereiche man ausgefallenen Bereichen des Sehnerven zuordnen kann, das müsste dann bei der Augenhintergrundbetrachtung bei der Betrachtung des Sehnervenkopfes, der Papille, auffallen
3.) Dann könnten noch Stäbchen und Zapfen oder andere Zellen (da gibt es noch Bipolar-, Horizontal-, Müllerzellen und was weiß ich, die für die Querverschaltung und Kontrastverarbeitung zuständig sind) die auch beeinträchtigt sein können, die Funktion lässt sich mit dem ERG überprüfen. Hier hat man aber eine Summenantwort und kann mit dem VEP nicht sagen: Ah, im Bereich links oben ist die Netzhaut mehr kaputt als rechts oben - beispielsweise.
4.) Dann war die Untersuchung eine 30°-Untersuchung, also schon der innere Bereich. Um zu wissen, was außen los ist, müsste noch mal eine manuell-kinetische Gesichtsfelduntersuchung nach Goldmann gemacht werden oder die jetzt gemachte Messung müsste in einer anderen Einstellung (ich glaube, sie heißt 90°) noch mal gemacht werden, dann weiß man, was außen noch funktioniert und unter welchen Bedingungen (Schwellenwerte).
5.) Um den Nachweis einer RP zu haben, müssen alle Untersuchungsergebnisse miteinander verknüpft werden:
- Anamnese: z. B. Dämmerungssehstörungen in Kindheit, Jugend, Verschlechterung des Dämmerungssehens > Nachweis durch Nyktometer, evtl. hast du ja schon Untersuchungen z. Zt. des Führerscheins machen lassen
- hinten an der Netzhaut sind die Gefäße dünn und eng, nicht mehr gut durchblutet (Fotos Augenhintergrund, Betrachtung Augenhintergrund)
- der Sehnervenkopf ist blass (=Papille, = Blinder Fleck), d.h. nicht mehr gut durchblutet
- am Augenhintergrund finden sich Pigmentablagerungen, die "Knochenkörperchen" genannt werden. Es gibt RP auch ohne diese Knochenkörperchen. Oder die Schädigung geht von der Gesichtsfeldmitte aus. Oder sie geht vom Zentrum aus (das ist bei dir nicht der Fall). Oder sie geht von außen nach innen.
- oft hohe Kurzsichtigkeit, Entwicklung Grauer Star vorzeitig (hinterer Polstar, Kapselstar), Glaskörpertrübungen.
- Schon hohe Kurzsichtigkeit bringt Dehnungsdegenerationen der Netzhaut mit sich.
- Wenn du verschiedene Gesichtsfelduntersuchungen mit der gleichen Prüfmarke hast (z. B. Führerschein) und jetzt, kannst du die Grafiken aufeinanderlegen, all deine Kraft zusammennehmen und schauen, wo Veränderungen sind. Dann müsste als Nachweis einer RP eine konzentrische Einengung des GEsichtsfelds nachzuweisen sein.
- Zur Einordnung RP oder nicht unbedingt wichtig: ERG photopisch und skotopisch, der Vollständigkeit halber noch mfERG, VEP und Goldmann-Weekers-Adaptometrie.
- Netzhautquerschnitt: OCT zeigt, ob Netzhaut ok ist, ob es Ödeme oder Degenerationen gibt.
- Fluoreszenzangiografie zeigt undichte Gefäße (die sich neu bilden, wenn das GEwebe schlecht durchblutet ist, s.o. und die die Eigenschaften haben, dass deren Wände automatisch undicht sind)
- dann noch Fundusautofluoreszenz: Stoffwechselschlacken, die da nix zu suchen haben, reichern sich in der Netzhaut an. Bei RP sind dann bestimmte Ringe sichtbar, die den Gesichtsfeldgrenzen entsprechen, wenn ich das richtig verstanden habe.
- letztendlich: Blut durch einen Ret-Chip schicken lassen, der Ret-Chip ist aber noch nicht auf dem Markt.

lg rop-rp


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