Netzis und die Psyche

noscheline, Berlin, Mittwoch, 20. August 2014, 21:24 (vor 3538 Tagen)

Hallo Wolfram,Hallo Netzis,

ich bin wieder da! Ich habe euch vernachlässigt! Ich dachte, meinen Augen geht es den Umständen entsprechend sehr gut und somit kann ich der Fall Netzhautablösung und auch dieses Forum abschließen. Falsch, es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, um zu gehen!

Ich war zwischenzeitlich zur Reha für 5 Wochen. Derzeit mache ich eine Wiedereingliederung nach dem Hamburger Model. Die Reha hat mir im Nachhinein sehr geholfen, da ich da so viele nette Leute mit den ähnlichen Problemen kennengelernt habe, dass ich nur jedem empfehlen kann zur Reha zu fahren. Sofern ihr noch sehen könnt, empfehle ich eine psychosomatische Reha, weil hier einfach mehr Zeit ist - 5 - 7 Wochen und auch länger. Die Zeit brauch mann. Wer fast nichts mehr sieht, ist bestimmt in einer Augenklinik (Merseburg)besser aufgehoben, da sich in einer psychosomatischen Klinik kein Mensch um die Augen kümmert. Ich war in der Burg - Klinik in Stadtlengsfeld. Super Ambiente. In der Burg waren die Behandlungsräume. Die Bettenhäuser wurden nachträglich angebaut und sind somit sehr modern ausgestattet.Unter den Klinkbedingungen bin ich zur Ruhe gekommen und habe zumindest die Wut auf meinen Arbeitgeber, dem ich auf Grund der enormen Arbeitsbelastung die Schuld an meiner Krankheit gegeben hatte, ablegen können. Ich war so voller Wut und Hass. Das ist jetzt besser. Schuld ist nicht mein Arbeitgeber, sondern die Verhältnisse unter denen wir leben. Immer mehr, immer größer, immer schneller, immer weiter ohne Rast und Ruh. Die Psyche bleibt bei der ganzen Geschichte auf der strecke.

In der Klinik hat man vor allem versucht, den ganzen Menschen zu sehen, nicht nur das Herz, die Ohren, die Augen usw.. Manche Ärzte sagen: alles gut, alles gesund, also z.B. von den Augen kommt der Schwindel nicht...

Und da sind wir beim Schwindel. Mir ist täglich schwindlig. Es hat sich nicht gebessert. Wenn ich auf die Straße gehe, oder in den Supermarkt, dann wird es schlimmer und dazu kommt der Tinnitus. Nicht umsonst sagt mann, das psychische Erkrankungen nicht so schnell heilen. Bei mir ist jetzt eigentlich alles i.o.. Die Augen sind gut, arbeiten gehe ich auch wieder und kein Mensch tut mir was, ich habe nette Kinder mit Partnern und guten Jobs, ein Enkelkind, einen netten Mann...und und und. Was ist nur los? Ich torkele wieder zur Arbeit, wie vor 3 Jahren!

Ich habe vor einer Woche für euch ein Buch gefunden. Das ist mir regelrecht zugeflogen. Ich wollte nicht in die Buchandlung gehen, da ich schon mindestens 10 ungelesene Bücher habe. Dann bin ich doch rein. Das Buch heißt der Healing Code von Alex Loyd und Ben Johnson. Die Autoren gehen grundsätzlich davon aus, das alle Krankheiten ihre Ursachen im Stress haben - natürlich nicht die Unfälle, aber mann kann auch durch Stress einen Unfall haben. Besorgt euch mal das Buch. Ich versuche jetzt hiermit eine Heilung - schaden kannst jedenfalls nicht!

Als ich wieder arbeiten gegangen bin, hatte ich gleich einen dienstlichen Kontakt mit einem Bauleiter, den ich noch nicht kannte. Er fragte mich, ob ich einen Burn out hatte. Er musste auch 1,5 Jahre aus dem Berufsleben aussteigen, weil er nicht mehr konnte und in der Zeit hatte er drei Netzhautablösungen...

Gestern war ich zur Physiotherapie. Die nette Dame ist auch psychisch angeschlagen, nimmt Antidepressiva und hat Tinnitus und Schwindel. Ist das noch zu glauben? Sind wir denn alle noch zu retten?

Schlaft schön - und, mich würde eure Meinung zu dem Buch interessieren!

Liebe Grüße aus Berlin!

Netzis und die Psyche

Linde @, Rostock, Donnerstag, 21. August 2014, 00:40 (vor 3538 Tagen) @ noscheline

Hallo noscheline,

Du hast ja sowas von Recht!! Krankheit ist, wenn wir nicht im Gleichgewicht sind und das zu erhalten, ist wirklich in der heutigen Zeit nicht leicht.

Es gibt immer 1000 Gründe, warum man etwas nicht tun kann (sich schonen, mehr Urlaub, Auszeiten usw.) und wenn der Körper dann STOPP sagt, dann geht es oft auf einmal und man fragt sich, warum das vorher nicht ging.

Was jedem letztendlich hilft seine Situation zu entspannen und zu verbessern, ist recht unterschiedlich. Wie Du sagst - geheilt wird man nicht von heute auf morgen. Das geht auch gar nicht, weil auch die Belastungen und Überlastungen über einen meist längeren Zeitraum angewachsen sind. GEDULD ist unbedingt gefragt. Und Nachsicht mit sich selbst.

Mir hat auch ein bestimmtes Buch geholfen, mehr mit mir in Einklang zu kommen und so war ich auf meinen Schicksalsschlag (ich kann in meinem Beruf nicht mehr arbeiten) besser vorbereitet und komme damit nun recht gut zurecht. Sich in dieser Richtung umzusehen und zu schauen, wovon man angesprochen wird, darauf kommt es an.

Alles Gute für Dich und liebe Grüße
Linde

Netzis und die Psyche

brummer, Donnerstag, 21. August 2014, 10:11 (vor 3537 Tagen) @ Linde

Hallo zusammen,

ich habe mir in den letzten Monaten auch viele Gedanken um das Thema Psyche gemacht. Im Grunde ist es die Angst, die einen fertig macht. Angst davor, durch den Verlust der Sehkraft die Dinge zu verlieren, die das Leben für einen selbst wertvoll und schön machen.

Das Schlimme an der Angst ist, dass sie einem die Zeit, in der man noch einigermaßen sehen kann, kaputt macht.

Obwohl es noch gar nicht so weit ist und auch nicht zwangsläufig so weit kommen muss, ist das Leben (gefühlt) zerstört. Und obwohl man sich dessen bewusst ist, kann man es nicht wirklich ändern. Es ist schwer damit umzugehen und alles was ich bisher versucht habe (Therapie, Antidepressiva, Sport) hilft immer nur kurzfristig. Der nächste Panikschub lässt nie lange auf sich warten.

Wenn hier jemand einen guten Weg für sich gefunden hat damit umzugehen, wäre ich sehr dankbar, wenn er ihn mir mitteilen würde. Bin für jeden Versuch offen.

Viele Grüße
Brummer

Netzis und die Psyche

sweetboy, Donnerstag, 21. August 2014, 11:43 (vor 3537 Tagen) @ brummer

Hatte eigentlich gedacht, von euch ein paar gute Tipps zu erhalten, wie man diese große Angst vor dem Nicht mehr Sehen Können in den Griff bekommt.
Aber ich fühle, dass man nur durch Ändern der eigenen Gewohnheiten ans Ziel wird kommen können.
Sprich das jetzige Leben noch intensiver genießen, die heutige Hektik und Oberflächlichkeit abschütteln, weil man nicht weiß, was morgen kommt.

Sweetboy

Netzis und die Psyche

brummer, Donnerstag, 21. August 2014, 14:16 (vor 3537 Tagen) @ sweetboy

@sweetboy

es ist aber genau dieses "geniess es, solange es noch geht" oder "entspann dich, das ist zu viel Stress fürs Auge", das dich immer wieder daran erinnert, dass eben etwas nicht stimmt. Man müsste eigentlich so leben als wäre nie was gewesen. Aber wer kann das in dieser Situation schon?

Netzis und die Psyche

noscheline, Berlin, Donnerstag, 21. August 2014, 18:59 (vor 3537 Tagen) @ sweetboy

Hatte eigentlich gedacht, von euch ein paar gute Tipps zu erhalten, wie man diese große Angst vor dem Nicht mehr Sehen Können in den Griff bekommt.
Aber ich fühle, dass man nur durch Ändern der eigenen Gewohnheiten ans Ziel wird kommen können.
Sprich das jetzige Leben noch intensiver genießen, die heutige Hektik und Oberflächlichkeit abschütteln, weil man nicht weiß, was morgen kommt.

Sweetboy

Wenn das kein guter Tipp war, was erwartest du denn? Hast du dir die Mühe gemacht und den Buchtitel zumindest gegoogelt? Ich habe das Buch bisher nur gelesen, geholfen hat es noch nicht, weil noch keine Zeit war. Eine Pille nimmt man auch ein, wenn sie verordnet wurde und nicht zu viele Nebenwirkungen hat. Helfen tut die nicht sofort. Psychopillen sind nur ein Schmermittel für die Seele. An der Ursache ändern sie nichts. Der healing code hat keine Nebenwirkungen. Versuche es einfach. Schau dir mal die Meinungen dazu bei Amazon an! Das Buch gibt es übrigens auch als Hörbuch!
LG
Ja, leben im Hier und im Jetzt! Na los!

Netzis und die Psyche

onlinetom1982 @, Freitag, 22. August 2014, 12:20 (vor 3536 Tagen) @ noscheline

Hallo zusammen,

also ich habe für meine Psyche folgendes gemacht (das war mein Weg, andere Leute haben einen anderen Weg):

- Ich habe mich im Blinden- und Sehbehindertenbund mit Blinden Menschen getroffen und festgestellt, dass diese es auch schaffen und ein glückliches Leben führen können. Natürlich will dies erst mal keiner, aber wenn die es schaffen, schaffen wir es auch. Außerdem nimmt es die Angst vor weiteren Verschlechterungen in Bezug auf die Augen.

- Ich habe angefangt, Buddhismus zu studieren. Ich sehe es weniger als Religion als denn eine Philosophie und aktive Psycholgie. Man lernt seine Gedanken und seinen Geist zu kontrollieren

- Des Weiteren hilft mir Sport, ich mache eine Verhaltenstherapie und Spaziergänge an der frischen Luft und Sonne wirken manchmal Wunder.

Wie gesagt das ist mein Weg, andere Menschen finden für sich einen passenden Weg.

Gruß
Thomas

P. S. Der Herr schenke mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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