Merkwürdiger Seheindruck nach Netzhautablösung 7/2018

Doro65 @, 57641, Montag, 29. April 2019, 14:12 (vor 1824 Tagen)

Hallo liebe Wissenden,

nach meiner Netzhautablösung im letzten Jahr und anschließender PPV mit Gas, habe ich nun mal eine merkwürdige Frage an euch. Habt ihr auch das Gefühl, dass euch das Sehen müde macht? Ich weiß gar nicht, wie ich das richtig ausdrücken soll, das Problem tritt auch weniger hier zuhause auf. Wenn ich aber z.B. draußen unterwegs bin, also einkaufen, mit den Hunden im Wald usw., dann habe ich irgendwie das Gefühl, dass ich wie benebelt bin im Kopf. Als besonders schlimm empfinde ich das in geschlossenen Räumen, also z.B. im Supermarkt, ich fühle mich dann irgendwie wie in einer Watteschicht, wenn ich den Blick schweifen lasse. Wie gesagt, schwer zu beschreiben, ich denke wirklich, benebelt trifft es am besten. Laut Augenarzt ist alles okay, keine erneute Ablösung, nichts, Brille neu und aktuell, hat noch jemand solche Erfahrungen gemacht? Mich stört und irritiert das sehr, es vermittelt ein Gefühl der Unsicherheit und Erschöpfung.

Vielen Dank für Tipps und Grüße,
Doro

Merkwürdiger Seheindruck nach Netzhautablösung 7/2018

Birgit56 @, Pleinfeld, Montag, 29. April 2019, 16:51 (vor 1824 Tagen) @ Doro65

Hallo Doro,
Ja, das kann ich bestätigen! Bei mir ist es so, dass ich nach 2-maliger NHA noch eine epiretinale Gliose hatte, die im Jul 2018 operiert werden musste. Generell bin ich über den aktuellen Stand sehr glücklich, habe wieder eine Sehkraft von über 60% erreicht. Aber ich sehe mit dem operierten Auge immer noch etwas verzerrt. Das beeinträchtigt mich sehr und strengt vor allem an, wenn ich unterwegs bin. Supermarkt ist ein gutes Beispiel oder laufen auf unebenem Boden. Unbekannte Treppen gehen nur mit festhalten oder voller Konzentration. Mir wird dann auch leicht schwindlig und übel. Du hast auch genau die 'Watteschicht' beschrieben, durch die ich dann oft vieles wahrnehme. Insgesamt hat sich dieser Zustand zwar leicht gebessert, aber das wird mir wohl bleiben. Ärgerlich sind auch die Reaktionen anderer Menschen. Man sieht uns ja nicht an, was los ist. Wenn ich es mal erkläre, warum ich dies oder jenes nicht machen kann, dann kommt z. B. Wie? Ich dachte, das sei längst wieder in Ordnung....

Was ich mit vielen Worten kurz ausdrücken wollte

Merkwürdiger Seheindruck nach Netzhautablösung 7/2018

die HEIKE, Nordhessen, Montag, 29. April 2019, 19:54 (vor 1824 Tagen) @ Doro65
bearbeitet von die HEIKE, Montag, 29. April 2019, 20:03

Jepp, das ist bei mir auch so. Besonders im Supermarkt bin ich total gestresst und wie benommen. Da bin ich echt überfordert,das war früher nie ein Problem...


Ich vermute bei mir, dass das auch vom verzerrten/deformierten Seheindruck des operierten Auges kommt (NHA 11/2018) und auch durch die verfälschten Farben...

Und von der Anstrengung des nicht operierten Auges, das versucht das verzerrte Sehen aufzufangen und gleichzeitig die Differenz von -26 Dioptrien ausgleichen muss.


Ich erkenne mich in Deinen Beschreibungen total wieder. Einmal Supermarkt ist gefühlt wie ein Halbmarathon ;-) also von der Anstrengung her. Da bin ich echt kaputt hinterher. Auch wenn's für Außenstehende unverständlich klingen mag...


Und ich bin auch echt schlecht geworden im Abschätzen von Entfernungen im Nahbereich. Also die Stufen aus dem Zug/Bus aussteigen oder Treppenstufen, Bordsteinkanten etc.


LG
die HEIKE

Merkwürdiger Seheindruck nach Netzhautablösung 7/2018

Michaela @, 42, Montag, 29. April 2019, 21:16 (vor 1824 Tagen) @ die HEIKE

Bin am Anfang mit 38 Jahren Bürgersteige gestolpert und habe Rentner angerempelt, die mich entsetzt anschauten. Das Abschätzen der Nähen/Weiten kommt aber wieder.

Im Supermarkt finde ich die Beleuchtung furchtbar anstrengend und die Anzahl der Produkte,
Und wenn ich den Einkaufswagen zwischen Menschen und ihren Wagen durchschieben musste, wusste ich nicht ob es passt, wird aber auch.

Wiederum spazieren mit Hund ist angenehmer, aber auch stolpern über Wurzeln im Wald konnte ich wie keine andere.

Mit 40 ist es besser geworden.

Merkwürdiger Seheindruck nach Netzhautablösung 7/2018

Wolfram (DD), Dresden, Montag, 29. April 2019, 21:30 (vor 1824 Tagen) @ Doro65

Guten Abend,

"...hat noch jemand solche Erfahrungen gemacht?..."

Ja, hier! Ich!

Und ich kann wie Heike sagen: "Ich erkenne mich in Deinen Beschreibungen total wieder".

40 Jahre lang war mein rechtes Auge das bessere; das linke war von Geburt an sehschwach. Dann kamen die NHAn und diverse OPn, bis mit dem RA nur noch Handbewegungen zu sehen sind. Nun mußte das linke Auge sehen - und sogar lesen lernen.
Einige Augenspezialisten sagen, das geht in einem Alter von 35+ nicht mehr.
Es geht!

Aber es strengt an. Es strengt sehr an!
Den Zusammenhang habe ich lange nicht begriffen. Wenn man Muskeln überanstrengt, gibt es Muskelkater; andere Überanstrengungen äußern sich ebenfalls meist direkt. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen...
Das kann man meist zuordnen.
Aber wenn es dem Auge zuviel wird, wie soll es das melden?
Unsicherheit, Schwindel, Angst, schnelle Ermüdung und, und, und.
Für einen praktizierenden Hypochonder ganz blöd!

Wie man damit umgeht, weiß ich auch nicht so richtig. Aber das Wissen, daß es anderen ganz genauso geht, hilft schon ein bißchen.
Wir machen weiter!

--
herzliche Grüße aus Dresden
Wolfram

Merkwürdiger Seheindruck nach Netzhautablösung 7/2018

Doro65 @, 57641, Montag, 29. April 2019, 22:26 (vor 1824 Tagen) @ Wolfram (DD)

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten. Ich bin richtig froh, dass es mir doch anscheinend ganz gut gelungen ist, den Zustand zu beschreiben.

Es hilft sehr, dass ich nicht alleine damit bin, ich konnte das bisher gar nicht so richtig zuordnen, weil es sich irgendwie anfühlt wie "Kopf zu" bei einer Erkältung beispielsweise, also so ein wattepampiges Gefühl im Kopf.

Also nochmal danke, ihr habt mir sehr geholfen.

Grüße,
Doro

Merkwürdiger Seheindruck nach Netzhautablösung 7/2018

Michael_03 @, BaWü, Montag, 29. April 2019, 22:32 (vor 1824 Tagen) @ Doro65
bearbeitet von Michael_03, Montag, 29. April 2019, 22:51

Hallo Doro65

ich komme mir stellenweise wie besoffen vor.

Und ich stolpere ab und an.

Wo ich mich auskenne geht's halbwegs. Aber Treppen sind echt ein Problem.

Supermarkt - nur wenn kein Massenandrang ist und mit Sonnenbrille. Bin immer froh wenn die Kassiererinnen nicht gleich die Polizei rufen!
Menschenmassen - geht gar nicht(mehr :-( ).

Ich orientiere mich immer an einer Seite.
Und Licht blendet mich.

Abends bin ich richtig müde.
Und auch irgendwie deprimiert.

Was halbwegs geht: auf geraden freien Wegen gehen, wo man auch weit in die Ferne blicken kann. Und wieder mit Sonnenbrille.
Ansonsten komme ich mir vor, als wäre ich auf dem Mars gelandet.

@ Wolfram(DD): Danke für diesen Satz: Aber das Wissen, daß es anderen ganz genauso geht, hilft schon ein bißchen.
@ Birgit56: Ärgerlich sind auch die Reaktionen anderer Menschen. Man sieht uns ja nicht an, was los ist. JA, so isses - leider.

@ an alle: wollen wir uns nicht mal treffen und die Stadt unsicher machen?

  • Rentner anrempeln
  • im Supermarkt Konservendosenstapel umfahren
  • schwankend durch die Fussgängerzone laufen -wein-

Sorry, jetzt geht mein Galgenhumor mit mir durch.

LG

Michael

--
Es hilft, mit anderen Betroffenen zu reden.
Kontakt über den Briefumschlag.

Merkwürdiger Seheindruck nach Netzhautablösung 7/2018

KAtharina @, Camburg/Thüringen, Donnerstag, 02. Mai 2019, 10:39 (vor 1821 Tagen) @ Michael_03

Galgenhumor ist super :-D

Also, kenne das auch, seit vielen Jahren.
Weihnachtsmärkte sind ganz furchtbar, Radfahrer habe ich auch schon vom Rad gekickt, Menschenmassen gehen gar nicht.

--
Liebe Grüße
Katharina


Ich bin diesen Weg gegangen, um Euch zu zeigen wie es geht…

Merkwürdiger Seheindruck nach Netzhautablösung 7/2018

ANni18 @, Montag, 29. April 2019, 23:48 (vor 1823 Tagen) @ Doro65

Hallo, ja was ihr schreibt kenne ich auch, meine 2 NHA waren erst letzten Sommer und ich bin immer wieder „überfordert“ wenn ich in einen größeren Raum mit mehreren, vielen Menschen komme. Zum einen das Watte- Gefühl oder wie leicht beschwipst, es fällt schwer, all die Leute auf einmal zu erfassen. Im Straßenverkehr die Angst, irgend etwas zu übersehen- 1x fast beim Straße überqueren in einen Radfahrer gelaufen.

Recht und Pflicht

Wolfram (DD), Dresden, Dienstag, 30. April 2019, 10:02 (vor 1823 Tagen) @ Doro65

Hallo,

das dürfte auch einige von uns betreffen...

Hier hatte vor einiger Zeit der gelangweilte Nachwuchs mal eine ganz dumme Idee: sie "kreuzten" ganz kurz vor den Füßen aller möglicher Leute deren Kurs - so nach dem Motto "der wird schon bremsen".
Das funktioniert bei Normal-Sehenden wohl auch reflexmäßig; bei Sehproblematikern funktioniert das (mangels ausreichendem Gesichtsfeld) nicht!
Mir passierte das öfter - und so lag so ein Jungchen mal zwischen großen Blumen-Betonschalen.
Das hätte ganz dumm ausgehen können - ich unterhielt mich später mal mit einem (blinden) Bekannten, der mir sozusagen "die Augen öffnete" :-)
Wir sind auch "Verkehrsteilnehmer" und haben die Pflicht, die Umwelt darauf hinzuweisen, daß wir nicht im üblichen Rahmen aufpassen können.

Seitdem habe ich zumindest den Anstecker - in unbekannter Umgebung auch den weißen Stock "in Betrieb".

Das Problem mit Radfahrern kam hier schon zur Sprache. Wenn man dann sojemanden erlegt hat, trifft einen zumindest nicht die ganze Schuld...

Bezug:
Verordnung über die Zulassung von Personen zum Straßenverkehr (Fahrerlaubnis-Verordnung - FeV)

§ 2 Eingeschränkte Zulassung
(1) Wer sich infolge körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen nicht sicher im Verkehr bewegen kann, darf am Verkehr nur teilnehmen, wenn Vorsorge getroffen ist, dass er andere nicht gefährdet.
Die Pflicht zur Vorsorge ..., durch Begleitung oder durch das Tragen von Abzeichen oder Kennzeichen, obliegt dem Verkehrsteilnehmer selbst oder einem für ihn Verantwortlichen.

(2) Körperlich Behinderte können ihre Behinderung durch gelbe Armbinden an beiden Armen oder andere geeignete, deutlich sichtbare, gelbe Abzeichen mit drei schwarzen Punkten kenntlich machen. Die Abzeichen dürfen nicht an Fahrzeugen angebracht werden. Wesentlich sehbehinderte Fußgänger können ihre Behinderung durch einen weißen Blindenstock, die Begleitung durch einen Blindenhund im weißen Führgeschirr und gelbe Abzeichen nach Satz 1 kenntlich machen.

(3) Andere Verkehrsteilnehmer dürfen die in Absatz 2 genannten Kennzeichen im Straßenverkehr nicht verwenden.

--
herzliche Grüße aus Dresden
Wolfram

Recht und Pflicht

Michaela @, 42, Dienstag, 30. April 2019, 10:34 (vor 1823 Tagen) @ Wolfram (DD)

kenne eine Dane die ihre Binde nicht trägt, weil sie schon zweimal überfallen wurde und meint, die haben gerade sie in der Stadt heraus gesucht, da sie ja nicht hinterher kann.

Recht und Pflicht

Wolfram (DD), Dresden, Dienstag, 30. April 2019, 10:45 (vor 1823 Tagen) @ Michaela

Hallo Michaela,

Ja! Das ist leider die andere Seite von "behindertenfreundlich" …

Es gibt aber auch nette Seiten: ich werde immer wieder gefragt, ob ich mit dem Anstecker nun Anhänger vom BVB oder von Dynamo Dresden bin... :-)

--
herzliche Grüße aus Dresden
Wolfram

Recht und Pflicht

Claudia49 @, NRW, Mittwoch, 01. Mai 2019, 13:05 (vor 1822 Tagen) @ Wolfram (DD)

Guten Morgen in die Runde..


blöde Frage : Wer darf eigentlich diesen
Anstecker haben ?

Ist das Visus abhängig, GdB, Sehgeminderte oder nur Sehbehinderte ?

--
Liebe Grüße

Claudia

Recht und Pflicht

Wolfram (DD), Dresden, Mittwoch, 01. Mai 2019, 17:40 (vor 1822 Tagen) @ Claudia49

Hallo Claudia,

"Wer darf eigentlich diesen Anstecker haben ?"

Ich würde da einfach die FeV antworten lassen:

"Wer sich infolge körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen nicht sicher im Verkehr bewegen kann..."

und

"...das Tragen von Abzeichen oder Kennzeichen, obliegt dem Verkehrsteilnehmer selbst..."

"Körperlich Behinderte können ihre Behinderung ... kenntlich machen." (FeV § 2 Abs. 1 u. 2)

Sicher gibt es da ggf. auch juristische Deutungen, aber da es sich lediglich um einen Hinweis handelt, denke ich, daß das jeder selbst entscheiden kann.

--
herzliche Grüße aus Dresden
Wolfram

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