Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-)

Kira, Mittwoch, 24. Januar 2007, 11:25 (vor 6305 Tagen)

Einen schönen guten Morgen in die Runde!

Die Klavierspielerin ist ja wohl der Hammer, Katharina :-)
Da kann ich nun wirklich nicht andsers und muß mein Scherflein beitragen beitragen und meine Horrorgeschichte ein wenig ausformulieren...

Alsoooooooooooooo ...

Ich bin ja am 09.01. in die Klinik und war bis dato recht guter Dinge und bei relativ guter Laune. Die letzte OP im September 05 war eigentlich mehr ein "Kurzurlaub", ich teilte das Zimmer eine Woche lang mit einer netten jungen Albanerin, mit der ich bis heute befreundet bin. Wir hatten wirklich viel Spaß, haben viel geschnakt, gelacht, gelästert - trotz allem und wegen allem - es war irgendwie einfach nur NETT - oder sagen wir mal: es war zumindest OK (wir wollen mal auf dem Teppich bleiben)

Diesmal fing das Desaster jedoch gleich nach der OP an. Ich hatte waaaahnsinnige Kopfschmerzen und mir war speiübel wie nie zuvor. Solche Schmerzen kannte ich überhaupt nicht. Der junge Mann im Aufwachraum erzählte mir von seinem Internetprojekt und als er merkte, dass ich da gut Bescheid weiß und mich das interessiert (hab ja Kommunikations-und Medienwissenschaften studiert), wurde er immer euphorischer und steckte mir jede Menge Ausdrucke unter das Kissen und ich solle ihm doch unbedingt meine Meinung dazu mailen ...

Irgendwie hat mich das gut abgelenkt. Denn kaum war ich wieder auf´m Zimmer, hielt ich die Kopfschmerzen kaum noch aus und mußte mich mehrmals übergeben (JA, MAN KANN SICH AUCH MIT LEEREM MAGEN IMMER WIEDER VORTREFFLICH ÜBERGEBEN...)

Am Abend wurden die Schmerzen nochmal ganz unerträglich und der Gedanke, dass jetzt gleich das Licht ausgeht und ich schlafen soll, machte mich ganz verrückt. Ich bin dann zur Nachtschwester gewackelt und habe ihr erklärt, man solle mich jetzt sofort in ein künstliches Koma versetzen oder aber meine sarken Schmerzen lindern. Keine 2 Minuten später erschien ein Doktorand und presste ein drucksenkendes Mittel in meine Kanüle, so daß ich die Nacht zumindest halbwegs schmerzfrei und wach auf dem Bauch liegend verbringen konnte.

Die nächsten Tage dämmerte ich vor mich hin und ließ mich 24 Stunden täglich von meiner Bettnachbarin vollsülzen. Die sprach einen so verqueren saumäßigen bayrischen Dialekt, dass ich nur Bruchteile wirklich verstand aber somit wenigstens immer adäquat mit "ja" oder "nein" parieren konnte, ohne dass sie annehmen mußte, ich sei völlig beschrubbt. Die gute Frau wurde Sonntag entlassen und verschwand in ihrem Kaff bei Bayreuth - nicht, ohne ihre Adresse zu hinterlassen und meine Telefonnummer zu notieren (und ja, sie hat mich angerufen aber ich konnte sie nur noch weniger verstehen)
Am selben Abend zog dann eine Familie mit Kleinkind ein... Licht an und aus nach Gutdünken, ab 19 Uhr mußte es aus sein, der Fernseher natürlich auch ... Und so habe ich diese Nacht gerne im Aufenthaltsraum verbracht...

Am Montag zogen dann die 92- und 81jährigen Frauen ein. Und damit begann der wahre Wahnsinn. Die Ältere konnte sich weder die Schuhe an- und ausziehen noch etwas aufheben, was herunterfiel. Sie hatte ihre Handtücher vergessen und dafür meins benutzt. Sie legte sich in mein Bett und hörte mit meinem Kopfhörer. Und sie fluchte in einem fort. "Scheiß Brot", "Scheiß Bett", "Scheiß Stock"
Am Abend stellte sich heraus, dass die Dame ein offenes Bein hatte, das in die Chirurgie gehöre und den OP verkeimen würde. Ich überlegte, was jetzt wohl mit meinem Bett wäre, freute mich dann aber nur noch, dass die Frau verschwinden würde.

Die 81jährige aber blieb. Sie trug ein Hörgerät und redete derart laut, als hätte man einen Verstärker angeschlossen. Sie sprach jeden Gedanken, jedes Vorhaben lautstark aus. "Ich muß a weng was trinken." "Ich muß a weng frische Unterwäsche anziehen." "Ich muß a weng auf´s Klo." ...
Nach 3 Tagen war ich reif für die Klappse. Irgendwann - ich telefonierte gerade mit meiner Mama und die alte Frau redete unaufhaltsam auf mich ein - habe ich sie angeschrien, sie solle doch bloß endlich still sein. Meine Mama hörte das am Telefon mit und fing gleich an zu weinen weil sie mich so überhaupt nicht kennt ...

Nun gut.

Inzwischen hatte sich bestätigt, dass die Linse nicht am rechten Fleck sitzt und man die Lage in einem zweiten kleinen Eingriff korrigieren müßte.
Das fand dann am Mittwochabend statt und trotz aller Unannehmlichkeiten und ein bisschen Schmerz (jaha ;-) waren diese paar Minuten im OP noch die lustigsten und wohlbehütetsten (so doof das klingt!) Die OP-Schwester war unheimlich nett und hat mir alles ganz genau erklärt, der Operateur ist sowieso der Allerallergrößte und hat mein absolutes Vertrauen. Es war irgendwie eine nette Stimmung da und man hat geschwatzt - und der Eingriff ist natürlich auch gelungen :-)

Am nächsten Morgen wurde ich dann entlassen. Der Prof. (eine Mischung aus
George Clooney, Ralph Fiennes und Johannes Brandrup und mit dem Selbstbewußtsein eines Jack Bauer), der mich die ganze Zeit schon mit Nettigkeiten verwöhnte, erklärte mir noch schnell, ich würde aussehen wie nach einem Boxkampf, das gäbe es ja jetzt, hätte er erst kürzlich gesehen, so Frauen mit Rastazöpfchen, süß... Ich dachte an mein geschwollenes Auge und die ungewaschenen Haare und hielt meine freche Klappe ;-) ...

So war das bei mir. Und jetzt muß ich mit dem Hund raus. Gestern war ich den ganzen Tag draußen, das tat dem Auge ziemlich gut, glaub ich. Und vielleicht schweißt die Kälte ja auch noch ein bisschen die Netzhaut an... :-))

Ein lieber Gruß und bis bald,

Kira :-)

Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-)

Ulrike, Mittwoch, 24. Januar 2007, 11:59 (vor 6305 Tagen) @ Kira


Als Antwort auf: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-) von Kira am 24. Januar 2007 11:25:46:


Halloooo,
wirklich erfrischend Deine Schilderung trotz all dem Leid und Schmerz. Lese öfter hier, weil Leidensgenossin (4 x OP NHA). Was Du kürzlich für Erfahrungen gemacht hat, ja, kenne ich auch, ähnlich. Aber Du klingst so frisch und munter, es kann anstecken und das tut unbeschreiblich gut.
Was genau für Augenprobleme hast Du> Gibt es eine sog. Grunderkrankung>
Weiterhin gute Besserung und lieben Gruß


Liebe Ulrike ...

Kira, Freitag, 26. Januar 2007, 12:10 (vor 6303 Tagen) @ Ulrike


Als Antwort auf: Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-) von Ulrike am 24. Januar 2007 11:59:48:


...ja, das liest sich jetzt vielleicht recht lustig aber ich hab´in den 10 Tagen echt viel rumgeflennt weil es wirklich deprimierend war. Außerdem hatte ich auch noch Geburtstag im Krankenhaus und niemand hat das bemerkt.
Ich hab´s dann aber einen Tag später noch herausposaunt und jede Menge Gratulationen in der Klinik erpresst :-)
Ich habe eigentlich keine besondere Grunderkrankung, ich bin "nur" kurzsichtig und mein Auge ist "riiiiiiesich", so dass quasi alles viel zu klein für mein Auge ist, so auch leider die Netzhaut...
Und Du> Was wurde bei Dir gemacht und wie sieht es jetzt im Auge aus>

Ein lieber Gruß und ein schönes Wochenende,

Kira :-)


Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen...

Dr. Pille, Donnerstag, 25. Januar 2007, 09:32 (vor 6304 Tagen) @ Kira

Als Antwort auf: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-) von Kira am 24. Januar 2007 11:25:46:

Kira! Du sollst nicht lesen. Du sollst nicht schreiben. Du sollst keine Romane ins Netz stellen! Du sollst keine Kinder herumschleppen und keine Hundehaare aufsaugen! Sitz. Platz. Fuß. Und aus! PC aus. Buch zu. Nase runter! Gasblase ausnutzen! Ich kontrolliere das! Erlangen ist gut. Leipzig ist besser ;)
MkG
Dr. Pille mit ohne Brille

Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-)

KAtharina (Thür), Donnerstag, 25. Januar 2007, 11:03 (vor 6304 Tagen) @ Dr. Pille


Als Antwort auf: Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-) von Dr. Pille am 25. Januar 2007 09:32:54:


*LOL*
Genau, Ruhe in der Truhe....*lacht*
Ehrlich Kira, schäm Dich!
Zur Not kannst Du mich anrufen, wenn Du Sehnsucht nach Netzigesprächen hast! das geht nur über die Ohren und nicht auf die Glubscherchen.
LG KAtharina


Hallo Dr. Pille

Kira, Freitag, 26. Januar 2007, 11:43 (vor 6303 Tagen) @ Dr. Pille


Als Antwort auf: Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-) von Dr. Pille am 25. Januar 2007 09:32:54:


Ey Nasen-Doktor,

Du sollst hier nicht herumschnüffeln. Kümmere Dich lieber um Deine rauen Hälse und verstopften Nasen oder leg Dich zur Abwechslung mal auf´s Ohr :-)
Leipzig ist die schönste Stadt der Welt, das stimmt wohl.
Aber die schnaftererereren Augenärzte gibt´s in Erlangen, das ist so klar wie meine neue Linse!
:-)
Ich hab´Dir schon gemailt, guck mal nach, Faulpelz.

Schönes Wochenende,

Kira *wau* :-)


Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-)

KAtharina, Donnerstag, 25. Januar 2007, 20:38 (vor 6304 Tagen) @ Kira


Als Antwort auf: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-) von Kira am 24. Januar 2007 11:25:46:


a, man macht schon eine Menge mit. Allerdings habe ich eigentlich bei jedem Aufenthalt in der Klinik irgendann nach der OP einen absolutrn Lachflash bekommen, wahrscheinlich baue ich darüber die Spannungen ab. Keine Ahnung, wenn ich da einmal mit Anfange, war es das, egal ob Schwester oder Prof. ins Zimmer kommen *lacht*
Und es lachen die zimmernachbarn mit, garantiert. Bis NIX mehr ght.
Liebe Grüße
KAtharina


Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-)

Angelika (Bayern), Donnerstag, 25. Januar 2007, 22:33 (vor 6304 Tagen) @ KAtharina


Als Antwort auf: Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-) von KAtharina am 25. Januar 2007 20:38:09:


Liebe Leser,
laßt euch nicht beirren, lachen geht garantiert NICHT auf die Netzhaut und sorgt auch nicht für die nächtste Ablösung - im GEGENTEIL :-))
Angelika


Re: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-)

K.H., Freitag, 26. Januar 2007, 21:53 (vor 6303 Tagen) @ Kira


Als Antwort auf: Mein Klinikaufenthalt in Erlangen - für Kerstin und Katharina :-) von Kira am 24. Januar 2007 11:25:46:


Das erinnerte mich lebhaft an meine Klinikaufenthalte. Es ist schön, dass Sie dennoch so nett darüber berichteten.

Viel Glück und baldige Genesung !

MlG

K.H.


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