Reha Klinik Masserberg - Erfahrungen

Sandra1978 @, Essen, Samstag, 01. Juni 2024, 21:01 (vor 55 Tagen)

Hallo zusammen!

Es gibt hier den ein oder anderen, der in Masserberg zur Reha war. Ich wollte direkt per E-Mail Kontakt aufnehmen. Aber der E-Mail-Server hier im Forum streikt. Daher erstelle ich nun doch einen Post.

Ich überlege momentan, einen Rehaantrag bei der Deutschen Rentenversicherung zu stellen für Masserberg. Ich bin etwas hin- und hergerissen.

Kurz zu mir: Ich habe durch Typ 1 Diabetes Schäden an den Augen. Links gab es durch Einblutunngen und zu späte Überweisung in die Klinik eine großflächige Netzhautablösung. Der Rest der funktionierenden Netzhaut löst sich mittlerweile weiter ab durch ein traktives Segel. Meherere Ärzte haben gleichlautend bestätigt, dass das nicht mehr operiert wird. Rechts wurde vor fast 20 Jahre großflächig wegen Einblutungen gelasert. Vor ca. 1,5 Jahren wurde eine ischämische Makulopathie diagnostiziert. Das bedeutet, dass die Durchblutung der Fovea nicht mehr gut funktioniert, weil die Adern dort absterben. Das hat allerdings schon vor Jahren begonnen und macht sich erst spät bemerkbar. Eine Behandlung gibt es nicht. Ich überlege aber, ob vielleicht das Klima und die Höhe von Masserberg (so 80 m ü. NN. die Durchblutung verbessern könnte.

Hat es denjenigen, die in Masserberg waren, gut gefallen?
Und hat es euch längerfristig etwas gebracht?
Wie ist das mit dem Antrag bei der Deutschen Rente gelaufen? Ich rechne damit, dass ich bei jetziger Antragstellung erst einen Termin für November bekommen könnte. Dann wird einem die Zeit dort vermutlich schon lang, könnte ich mir vorstellen...

Vielleicht mag jemand zu seinen Erfahrungen mit Masserberg etwas schreiben. :-)
Sandra

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Viele Grüße, Sandra

Reha Klinik Masserberg - Erfahrungen Teil 1

elke69 @, Oberfranken, Sonntag, 09. Juni 2024, 22:41 (vor 47 Tagen) @ Sandra1978

Hallo Sandra,

ich hätte Dir gerne direkt geantwortet, aber wie Du schon geschrieben hast, geht das wohl aktuell nicht. Deshalb hier mein Bericht.

Ich war Anfang des Jahres in Masserberg, 09.01.-09.02.24. Grundsätzlich dauert eine Augenreha 4 Wochen, Rentenversicherung gewährt erstmal drei Wochen. Man wird auch gleich nach ein paar Tagen gefragt, ob man noch eine Woche verlängern möchte. Bin an einem Dienstag angereist und habe um Verlängerung von 3 Tagen gebeten, Abreise Freitag statt Dienstag, auch das war möglich und somit war ich 4,5 Wochen dort.

Den Antrag habe ich ca. Ende Juni 2023 gestellt, die Bewilligung der Rentenversicherung erhielt ich Mitte August 2023. Kurz darauf hat sich Masserberg bei mir gemeldet und mir als Termin Mitte Oktober angeboten. Leider konnte ich das so nicht annehmen, hatte zu der Zeit noch schweres Silikonöl im Auge, welches im Oktober entfernt wurde. So hat sich das mit Januar ergeben.

In der Einrichtung gibt es eine Augenabteilung mit Augenärzten, Optometristen, eine Orthoptistin, welche mit mir an meinen zu der Zeit heftigen Doppelbildern gearbeitet hat. Von daher fühlte ich mich schon mal ganz gut aufgehoben. Visualtraining, Nutzung der technischen Möglichenkeiten bei PC Arbeit, Entspannungstechiken für die Augen, etc...

Ansonsten noch Physio-Anwendungen, Entspannungsübungen und alles mögliche an Sportlichen Aktivitäten. Es gibt ein kleines Sportstudio mit Trainingsgeräten, Schwimmbecken oder auch ruhige Gruppentherapien wie Feldenkrais oder Qi Gong. Und natürlich auch draußen, Nordic Walking, Terraintraining, etc. Bis kurz vor meiner Reha waren da angeblich auch vier Psychologen, welche wohl alle auf einen Schlag gekündigt haben, warum weiß ich nicht, muss wohl Unstimmigkeiten mit der Leitung gegeben haben. Da waren schon viele der Rehabilitanden enttäuscht, ich auch. Am Ende meiner Reha kamen neue Psychologen. Ansonsten noch viele Vorträge verschiedenster Art, die meisten schon interessant, einige naja, für mich etwas sinnbefreit, aber die Rehalbilitanden sind ja auch individuell...

Ansonsten: So oft es geht raus an die Luft und laufen...
Das hat mir persönlich sehr gut getan, fast bei jedem Wetter. Die Klinik liegt direkt am Rennsteig, rundherum viel Wald, wobei der allerdings durch den Borkenkäferbefall ganz schön mitgenommen aussieht, soviel nur am Rande.

Bedingt durch die Jahreszeit kam ich bei winterlichen Minustemperaturen an, sehr kalt aber sonnig. Dann Wetterumschwung, Tauwetter, Regen und immer Nebel, Nebel, Nebel... ist aber "Augenwetter". 120 Tage im Jahr hat man mir gesagt. Hat sich aber durchaus wieder mit Sonne und trockeneren Zeiten abgewechselt. Tagelanger Regen und Nebel nervt natürlich schon, da geht man eher nicht so viel raus... Auf jeden Fall Kleidung für alle Fälle mitnehmen.

Das Haus ist wirklich so, wie es überall beschrieben wird, schon sehr in die Jahre gekommen, abgewoht, im ganzen Haus meist abgenutzter und teilweise verschmutzter Teppichboden. Das Zimmer altmodisch eingerichtet, aber relativ sauber, das war mir persönlich wichtiger. Das Haus selber ist in den oberen Etagen sehr hell, fand ich gut. Allerdings auch riesig, mit vielen verwinkelten Gängen, bis man sich da zurechtfindet dauert das ein paar Tage, aber das wird schon. Man kann ja auch immer fragen...

Das Essen war ok für mich. Klar, es ist eine Klinik, Frühstück und Abendessen vom Buffet, eigentlich (fast) immer das gleiche Angebot. Mittags Auswahl zwischen zwei Gerichten, mit Fleisch oder Vegetarisch, Mittags und Abends immer Salatbuffet, naja, zu meiner Zeit viel Wintergemüse, ist Geschmackssache... Aber sicher für jeden was dabei. Ist ja kein Hotel, das weiss man, und von daher für mich einigermassen in Ordnung.

Klar läuft nicht alles so, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Es war meine erste Reha überhaupt, bin daher recht offen für alles an die Sache herangegangen. Die Ärzte und Therapeuthen und auch das Personal am Empfang und im Speisesaal waren aber wirklich sehr nett und hilfsbereit. Was mir tatsächlich gefehlt hat, war etwas mehr Abwechslung am Abend, ein bisschen mehr Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen bzw. sich etwas mehr austauschen zu können. Tagsüber und beim Essen ja, aber es gibt im Haus nur auf den Etagen verteilt wenige kleine Sitzgruppen. 17.30 Uhr Abendbrot, und im Winter geht man dann ja eher nicht mehr raus, da ist der Abend schon lange. Man will ja auch nicht jeden Abend nur am Zimmer sein. Im Sommer ist das sicher besser. Im Ort selber gibt es allerdings nichts Besonderes. Dörflich. Bin selber vom Lande, hat mir von daher nicht so viel ausgemacht, wenn man Großstadt gewöhnt ist vermutlich schon sehr krass.

Gesellschaftsspiele gibt es auch im Haus zur Leihgabe, will man aber auch nicht immer. Ansonsten noch die Möglichkeit abends eine Runde schwimmen oder Tischtennis. Daneben gibt es ein Hotel mit Kegelbahn, Billard, ausserdem dort Saunanutzung möglich, wer das mag. Ist allerdings leider alles eher nicht so meins, von daher, naja. Aber wichtig ist ja, dass man für die Augen Hilfe bekommt. Spielt natürlich alles zusammen eine Rolle für den Reha-Erfolg denke ich.

Reha Klinik Masserberg - Erfahrungen Teil 2

elke69 @, Oberfranken, Sonntag, 09. Juni 2024, 22:48 (vor 47 Tagen) @ elke69

Die Ärzte und Therapeuthen sind sehr bemüht, zaubern können sie natürlich nicht. Bin Mitte 50, hatte ein persistierendes Makulaforamen Stadium IV, 4 OP's, Gasfüllungen, Silikonöl, Amnionmembran, Katarakt, Linstentausch, jetzt 5 Dioptrien Unterschied LA zu RA, -2,0 / -7,0. Diese Differenz ist heftig, hatte am Anfang wahnsinnige Doppelbilder. Das Makulaloch ist seit der dritten OP zwar zu, aber Sehschärfe weg, inzwischen wieder Makulazyste bzw. Ödem, und die Stelle ist natürlich vernarbt, Skotom, mir fehlt ein Stück, dazu Verzerrungen, Flimmern, Schmerzen. Damit muss ich klarkommen, wünsche mir dass es sich wenigstens stabiliesiert, befürchte aber dass da keine Ruhe reinkommt, die Schädigung ist da und der Rest an Visus wird gefühlt immer weniger.

Und trotzdem: Die Reha war eine gute Entscheidung, ich habe doch etwas von meiner Energie zurückgewonnen, die ich im Laufe der letzten Jahre verloren habe, weil sich alles irgendwie nur noch um die Augen dreht.

Ich kann Dir auf jeden Fall dazu raten, eine Reha in Masserberg zu machen. Was ist schon perfekt...

Nach jetzigem Standpunkt würde ich gerne in 4 Jahren wieder beantragen, allerdings zu einem anderen Zeitpunkt. Direkt im Winter würde ich nicht mehr hinwollen, hatte ich ja nun schon :-) dann doch eher Frühling, auch den frühen Herbst kann ich mir gut vorstellen, oder eben Sommer. November bis Februar eher nicht so...

Noch ein Hinweis wegen der Antragstellung: Die Zusage der Rentenversicherung gilt ab Bescheiddatum 6 Monate, von daher hat man ja auch noch ein wenig Spielraum.

Ich hoffe, mein Bericht kann Dir ein bisschen weiterhelfen. Wenn Du magst, schreib mir doch mal zurück, wie Du Dich entschieden hast. Alles Gute für Dich!

Viele Grüße, Elke

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