Rop

Ute Th. (Sach.), Freitag, 09. MĂ€rz 2007, 19:01 (vor 6264 Tagen)

Hallo Rop,
Du schreibst von Zapfen-Dystrophie, das wurde vor ca. 3 Jahren bei der Nichte meines Mannes festgestellt.Sie ist jetzt 14 und man sagte, daß man nichts machen kann. Sie hat jetzt eine spezielle rote Brille, womit sie die Kontraste besser sehen soll. Die Erkrankung soll wohl auf einen genetischen Defekt zurĂŒckzufĂŒhren sein. Man merk nur, wie es immer bissel schlechter wird. Aber sie spricht nicht darĂŒber und meine SchwĂ€gerin lebt so nach dem Motto ,,was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß...
Hatte auch diese Heidelbeerkapseln empfohlen, aber die sind ihr zu teuer....
Sie geht auf eine Sehbehindertenschule. Weißt Du nĂ€heres ĂŒber die Erkrankung>>
Ist einfach alles nur Mist diese ganzen Augenerkrankungen.
Wir mĂŒssen auch am Montag zur Kontrolle nach Erlangen und ich zitter schon.
Liebe GrĂŒĂŸe und alles Gute
Ute

Re: Rop

rop, Freitag, 09. MĂ€rz 2007, 22:09 (vor 6264 Tagen) @ Ute Th. (Sach.)


Als Antwort auf: Rop von Ute Th. (Sach.) am 09. MĂ€rz 2007 19:01:51:


Hi,
Schau mal bei Pro Retina nach, da können auch Heftchen bestellt werden zu Retinitis pigmentosa, aber die meisten Texte des Heftchens sind , so glaube ich, auch wörtlich dort online.
Prinzipiell ist das wohl eine genetische Sache, bei Retinitis pigmentosa gibt es verschiedene ErbgĂ€nge: dominant, rezessiv, x-chromosomen-gebunden und spontane Mutationen. Verlauf schleichend oder in SchĂŒben.
Meist in der Peripherie beginnend, StĂ€bchen zuerst betroffen (sonst hieße es ja Zapfen-StĂ€bchen-Dystrophie, das gibt es auch, aber das ist dann keine Retinitis pigmentosaI, schreitet dann langsam ins Zentrum fort, nachdem oder bevor dann alle StĂ€bchen den Geist aufgegeben haben, sind die ZĂ€pfchen dran. Gesichtsfeld engt sich immer mehr ein, bis ein kleiner Gesichtsfeldrest im Zentrum ĂŒbrig bleibt, der auch zusammenklappen kann.
Je frĂŒher der Kram beginnt, desto schwerer verlĂ€uft er, die rezessive Form verlĂ€uft schwerer )klar, alle beiden Gene des Genpaars an dieser Stelle sind gestört) als die dominante und diese schwerer als die x-chromosomen-gebundene (die nur MĂ€nner bekommen, d.h. ERkrankung liegt auf x-Chromosom und ĂŒberdeckt gesundes y-Chromosom).
Ist nur die Frage, wann das Ganze diagnostiziert wird. HĂ€tte vielleicht bei mir mit elekrischen Messungen auch schon vor zehn oder fĂŒnfzehn oder zwanzig Jahren festgestellt werden, aber wer weiß das schon, ich habe immer schlechtes DĂ€mmerungssehen beklagt, schon im Schulalter/Jugendzeit, es ist dann erklĂ€rt worden mit hoher Kurzsichtigkeit, DehnungsverĂ€nderungen Netzhaut, ROP und den Netzhaut-OPs an den Stellen. Dummerweise haben sich da wohl mehrere Faktoren ĂŒberlagert. Selbst der Katarakt ist der gleiche bei ROP und RP (Polstar, hinterer Kapselstar).
Zeichen im Augenhintergrund: Pigmentleere und dann Bildung von Knochenkörperchen, Pigmentablagerungen bzw. Verklumpungen, muss aber nicht sein, enggestellte GEfĂ€ĂŸe , wachsgelbe Papille. Ich habe nur die enggestellten GefĂ€ĂŸe und die wachsgelbe Papille. Es gibt einfach kein einziges Knochenkörperchen, dafĂŒr aber eine ausgedehnte Pigmentepitelatrophie. Das RPE - Pigmentschicht - ist die Schicht, die sĂ€mtliche Netzhautzellen ernĂ€hrt. . Auch das gibt es. DafĂŒr aber ein Makulaödem. Wieder Folge von ROP, hoher Kurzsichtigkeit oder Katarakt.
Am Anfang von RP steht eingeschrĂ€nktes DĂ€mmerungssehen, stĂ€rker als normal, zunehmend, dann Nachtblindheit, mittlerweile erkenne ich im Nyktometer erst Kontraste von 1 : 100, vor wenigen Jahren war es noch ! : 23 oder 1 : 32, dann zunehmende GEsichtsfeldeinschrĂ€nkung habe ich auch, dann Farbsehstörungen der Zapfen, z. B. die Bildschirmgrundfarben, in dem Fall Magenta, Blau und GrĂŒn tauchen als Kleckse auf und verschwinden wieder. Oder es sind einfach elektrisch gelbe Kleckse. Es gibt sie in zwei GrĂ¶ĂŸen. Einmal erbsengroß und einmal pĂŒnktchenklein. Weitere Zapfenstörungen: Kontraste flimmern gegeneinander, das Verarbeiten von Kontrasten dauert lĂ€nger oder man wird sogar aus der Bahn geworfen und muss sich erst mal neu sortieren, Negativbilder: z.B. ich fixiere ein Auge meiner Tochter beim Wickeln, da schwebt auf einmal schrĂ€g darĂŒber das Negativbild, also schwarze "Hornhaut" und weiße Iris (nicht richtig weiß, sie hat dunkelbraune Augen), super Blendempfindlichkeit; Lesegeschwindigkeit nimmt ab....
Messungen: Siehe Seite der Siegburger Augenklinik, dort super erklĂ€rt, Ableitungen der Summenantwort aller StĂ€bchen und aller Zapfen mittels Blitzen und Flimmerreizen nach Dunkelanpassung; Messung der Funktion der Ganglienzellen, des Sehnverven und der Sehrinde mit Musterreizen, Messen derselben Funktion mit sechseckigen Musterreizen fĂŒr die Makula, das war fĂŒr mich Guantanamo, ich wĂ€re am liebsten aufgesprungen, lieber ein paar Wehen als das, dann Helladaptation und Messung der subjektiven Reizschwelle des Erkennens von Helligkeit im Dunkeln (Goldmann-Dingens ..... W .... entspricht Nyktometer, nur besser) , Messen des Gesichtsfeldes, Fluoreszenzangiografie, um zu sehen, wie die GefĂ€ĂŸe der Netzhaut und der Aderhaut durchblutet sind, wann das Fluorescin da ankommt, wie es sich verteilt oder ob es austritt, Fotografie des Augenhintergrunds, OCT - Querschnitt der Netzhaut, da kann man die einzelnen Schichten gut sehen (Zapfen, StĂ€bchen, Horizontal- Bipolar- Ganglienzellen, Pigmentepithel, das Pigmentepithel war, glaube ich , rot), dann gibt es noch die Autofluoreszenz der Netzhaut FAF, wurde bei mir nicht gemacht, und die GEsichtsfeldmessung. Und mit diesen Ergebnissen in Verlaufskontrollen kann man dann jede Menge anfangen.

Es wird in dem RP - Bericht und auch in BĂŒchern von Betroffenen berichtet, dass wirklich niemand den Verlauf so richtig vorhersehen kann. Es gibt eben Kinder, die schon erblindet sind (Lebersche kongenitale Amaurose) oder eben Rentner, die noch Zeitung lesen...

Cordula von Brandis-Stiehl - Wenn die Sehkraft schwindet
Glofke-Schulz u.a. - Die zerbrochene Kugel
TĂ€ppas Fogelberg - Bevor es dunkel wird - sich mal dessne Bilder im Internet ansehen , was das fĂŒr ein Typ ist, sieht aus wie "Pettersson und Findus"
Wolfgang P. Rehmert - Diagnose Erblindung

Ich hoffe, ich konnte erst mal weiterhelfen, GrobĂŒberblick.
DrĂŒcken wir uns gegenseitig die Daumen.

Der Gag ist bei mir, dass sich eben die Effekte ĂŒberlagern von ROP , Myopie und RP und Netzhaut-OPs und eben der dritte oft vorhandene Punkt Knochenkörperchen fehlt. Aber andersherum gibt es keine ROP, bei der 120 Millionen StĂ€bchen irgendwann beschlossen haben, sich selbst zu zerstören.

Unterm Strich kann man sagen, der Stoffwechsel da hinten auf der Netzhaut ist schwer gestört... und irgendwann so schwer, dass der programmierte Zelltod von selbst eingeleitet wird (Apoptose heißt das, glaube ich)

rop

Re: Rop

Kira, Samstag, 10. MĂ€rz 2007, 13:02 (vor 6263 Tagen) @ rop


Als Antwort auf: Re: Rop von rop am 09. MĂ€rz 2007 22:09:26:


Hallo rop,

mensch, Du kennst Dich ja extrem gut aus, diese vielen Fachbegriffe, von vielen hab ich noch nichtmal was gehört...
Aber ich lese das immer sehr interessiert!!!
Und falls ich mal irgendeine Info dazu ergattere, denke ich sofort an Dich!
das wollte ich schon immer mal sagen :-)

Alles Gute und ein Gruß,

Kira :-)

Re: Rop

rop, Dienstag, 13. MĂ€rz 2007, 13:47 (vor 6260 Tagen) @ Kira


Als Antwort auf: Re: Rop von Kira am 10. MĂ€rz 2007 13:02:20:


.... ööh, das bleibt irgendwann nicht aus, lg rop


Re: Rop

Ute Th.(Sach.), Samstag, 10. MĂ€rz 2007, 13:38 (vor 6263 Tagen) @ rop


Als Antwort auf: Re: Rop von rop am 09. MĂ€rz 2007 22:09:26:


Hallo Rop,
vielen Dank fĂŒr Deine Antwort, bin auch platt was Du fĂŒr ein Wissen hast. Werde mich da mal noch bissel anhand Deiner Informationen belesen. Tut mir leid das MĂ€del, wenn der ganze Mist schon so zeitig losgeht.
Ich hoffe, es geht Dir so halbwegs und wĂŒnsche Dir von Herzen alles Gute!!!!!
Liebe GrĂŒĂŸe Ute

Re: Rop

Klara, Sonntag, 11. MĂ€rz 2007, 17:52 (vor 6262 Tagen) @ rop


Als Antwort auf: Re: Rop von rop am 09. MĂ€rz 2007 22:09:26:


Hallo Rop,
deine Situation ist momentan nicht einfach. Ich bewundere,daß du nach wie vor sehr sachlich ĂŒber das Thema schreibst.
Da bei dir relativ spĂ€t die RP erkannt wurde und du schreibst, daß du bereits in der Kindheit schlechtes DĂ€mmerungssehen bemerkt hast, was aber auf die Myopie zurĂŒckgefĂŒhrt wurde, möchte ich dich fragen, ob du als Kind starke Blitze, vor allem im Dunkeln oder bei greller Sonne wahrgenommen hast.Der Grund fĂŒr meine Frage ist, daß meine 10-jĂ€hrige Nichte immer wieder ĂŒber Blitze bei Sonnenschein u. im Dunkeln klagt, aber AugenĂ€rzte und -klinik nichts finden außer daß jetzt eine leichte Kurzsichtigkeit diagnostiziert wurde. Meine Bedenken bei meiner Nichte sind auch eine mögliche StĂ€bchen oder ZĂ€pfchen-Distrophie und ich frage mich, ob man diese Erkankung im Anfangsstadium schon feststellen kann.
Danke fĂŒr deine Antwort und Alles Gute fĂŒr dich
Klara


Re: Rop

rop, Dienstag, 13. MĂ€rz 2007, 13:46 (vor 6260 Tagen) @ Klara


Als Antwort auf: Re: Rop von Klara am 11. MĂ€rz 2007 17:52:06:


Hi,
Blitze und Kleckse sind elektrische Sachen, klar. Wenn der Glaskörper an der Netzhaut zieht, gibt es danach einen Blitz. Die DegenerationsverĂ€nderungen der Zapfen, die ich jetzt erlebe, sind exakt runde Kreise ohne vorherigen Zug an der Netzhaut (den ich meistens spĂŒre, weil die AugĂ€pfel so lang sind) mit immer der gleichen GrĂ¶ĂŸe, erbensgroße Klecke oder minikleine Punkte so wie der Punkt auf dem i. Die Kreise können eben "elektrisch" sein,d.h. gleiche Farbe wie die Blitze, dieses elektrische Gelb, oder Blau oder Magenta (Telekompurpur) oder GrĂŒn, exakt die Bildschirmgrundfarben. Die i-Kleckse-Punkte sind nur elektrisch. Diese Kreise kommen langsam, bleiben eine kurze Zeit, wobei die Zeitspanne immer die gleiche ist, Sekundenbruchteile, und gehen wieder, wĂ€hrend ein Blitz eben blitzt, wie ein Gewitterblitz.
Beim Goldmann-Weekers-Adaptometer bei der Helladaptation hatte ich dann waagreche MilchstraßenbĂ€nder aus diesen kleinen i-Punkten vor mir....

Öh ja....soviel zur Einordnung , der Augenarzt soll sich bei deiner Nichte einfach mal grĂŒndlich den Augenhintergrund anschauen. Ist sie FrĂŒhgeburt oder kurzsichtig oder hat sie Diabetes>

Und mit dem Thema Erblindung setze ich mich schon seit zehn Jahren auseinander, nur dass da neben dem ROP noch was sein könnte, damit hÀtte ich niemals gerechnet, schauen wir mal.... im Moment bin ich völlig gefasst...

Alles Gute,
liebe GrĂŒĂŸe
rop


@Ute

Kira, Samstag, 10. MĂ€rz 2007, 12:19 (vor 6263 Tagen) @ Ute Th. (Sach.)

Hallo Ute,

ich wĂŒnsche Euch ganz viel GlĂŒck, dass alles bestens aussieht und Ihr ALLERHÖCHSENS 1 Stunde warten mĂŒĂŸt ... ;-)
ALLES GUTE!
War letzte Woche auch in Erlangen, der OA K. war satt und hatte gute Laune und der Prof. M. war auch seeeehr nett! Wirklich :-)
Alles wird gut! Berichte mal, ja>

DrĂŒcke Euch alle Daumen!

Ein Gruß,

Kira :-)

Re: @Ute

Ute Th.(Sach.), Samstag, 10. MĂ€rz 2007, 13:47 (vor 6263 Tagen) @ Kira


Als Antwort auf: @Ute von Kira am 10. MĂ€rz 2007 12:19:44:


Liebe Kira,
danke fĂŒr Deine Antwort. Da warst Du ja gut mit 1 Stunde, unsere Bestzeit lag bei 5 Stunden!! Aber ist mir egal, bin dort sehr zufrieden. OA K. hatte ja Michael so super operiert, bin ihm so dankbar!! Und Prof.M. war auch immer sehr nett obwohl er manchmal sehr unnahbar rĂŒberkommt. Aber da guckt eben auch mal ein Prof. rein, ohne daß man extra bezahlen muß.
Kriege sowieso bis zur Untersuchung keinen Bissen runter!
Melde mich!
Liebe GrĂŒĂŸe Ute

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