Re: Netzhautablösung

rop, Dienstag, 09. Oktober 2007, 09:20 (vor 6047 Tagen) @ Nadja


Als Antwort auf: Netzhautablösung von Nadja am 09. Oktober 2007 08:21:53:


Hallo Nadja!
Erst mal herzlich Willkommen hier im Forum! Vielleicht bist du schon ein bisschen auf der Seite herumgesurft oder in älteren Beiträgen.

Zur Katarakt-OP kann ich Dir Folgendes erzählen: In der Regel wird ja die Phakoemulsifikation gemacht, wie das Ganze abläuft, wird dir auf Internet-Seiten erklärt. Du brauchst vor dem Eingriff keine Angst zu haben. Entweder lässt du ihn ambulant in einer guten Augenarzt-Praxis oder Tagesklinik machen, wenn du allerdings überhaupt nicht mitbekommen willst, wie die da am Auge herumpulen und eine Vollnarkose willst, musst du in eine Klinik. Da kommst du am Tag vor der OP rein, die üblichen Untersuchungen, Blutbild, Narkoseaufklärung und Zettel unterschreiben, ab abends nüchtern bleiben, dann die augenärztlichen Voruntersuchungen, das Auge wird durchgemessen und die Dioptrienzahl der Kunstlinse (IOL) wird berechnet.
Wenn du "in deinem bisherigen Leben" fehlsichtig warst (kurz- oder weitsichtig), wird dieser Betrag mit verrechnet. Du wirst gefragt werden, ob du lieber auf die Ferne oder auf die Nähe eingestellt werden willst.
Normalerweise akkomodiert ja eine Linse auf die Nähe und die Fernem stellt sich also auf unterschiedliche Entfernungen ein. (Beispiel: Du hältst deinen Zeigefinger hoch und in wenigen Zentimetern Abstand vor das Auge und blickst auf die Zeigefingerspitze. Dann stellt sich das Auge auf die Fingerspitze scharf und der Hintergrund wird unscharf. Danach betrachtest du den Hintergrund und wirst feststellen, der Hintergrund wird scharf und die Fingerspitze unscharf. - Dieser Test wird aber bei Dir nicht mehr oder nicht mehr so gut funktionieren, weil die Linse durch den Katarakt steifer wird bzw. irgendwann ganz steif wird und die Anpassungsfähigkeit verliert. Die Linse kann sich tatsächlich "aufblähen" und "zusammenziehen". > Konsequenz für die Kunstlinse: Auch nach der OP ist Akkomodation nicht mehr möglich. Das heißt: Du wirst Pi mal Daumen auf eine Entfernung eingestellt. Wenn du in deinem "bisherigen Leben" weitsichtig warst, wirst du möglicherweise eher auf die Ferne gegen Null eingestellt werden, dafür bist du in der Nähe weitsichtig. Wenn du bis jetzt kurzsichtig warst, wirst du auf einen passablen Abstand, sagen wir so 50-60 cm auf Null eingestellt, d.h. du kannst angenehm ohne Brille in der Nähe arbeiten. Für den Bereich darunter bist du leicht weitsichtig, für den Bereich darüber bist du kurzsichtig (ca. 2 Dioptrien Pi mal Daumen). Wie die Werte endgültig aussehen, kann niemand sagen, denn die Linse muss erst einwachsen und verschiebt sich dadurch um einen Bruchteil von frag mich nicht hundertsel Millimetern und dadurch ändern sich die ausgerechneten Werte. Zusätzlich verändern sich durch die OP die Hornhautradien und es verändert sich der Astigmatismus oder entsteht neu. Das stoppt dann nach einigen Wochen, wie der ausfällt, kann dann vorher auch keiner sagen.
Wenige Wochen oder Monate nach der OP bildet sich bei den meisten Leuten ein Nachstar. Das merkst du daran, dass dummerweise die Weißtöne wieder beige werden, der Blick in Lichter wieder milchig wird. Kein Problem! Der Nachstar kann dann mit einem YAG-Laser schmerzlos entfernt werden. Die Augen werden weitgetropft, du musst einen Punkt im Lasergerät absolut fixieren und dann wird die dünne Schicht, die sich gebildet hat, zerschossen. Das ist so ein kleines rotes Licht. Man merkt hinterher, dass man gerade eine Behandlung hatte, sollte das Auge einen Tag lang schonen, nicht lesen und so weiter und sieht ab sofort besser.

Brille
Einige Wochen nach dem Nachstar-YAG sind dann die Brillenwerte stabil. Jetzt kannst du dir eine Brille anpassen lassen. Vermutlich werden es Gleitsichtgläser sein. Damit umzugehen lernt man schnell, dass man entweder unten durch das Brillengestell schaut, wenn man den Kopf nach unten neigt, das ist dann die Lesedistanz (das macht man natürlicherweise sowieso) und wenn man geradeaus schaut, ist man schon in der Ferne. Und in diesen 2-3 cm Brillenglas von unten bis zur Mitte spielt sich ein stufenloser Übergang von beispielsweise Weitsichtigkeit über Null nach Kurzsichtigkeit ab oder von Weitsichtigkeit gegen Null, das sind dann so 3 Dioptrien, eine technische Meisterleistung und von außen gar nicht sichtbar!

Vielleicht gibt es auch schon Gleitsicht-Kontaktlinsen, aber da bin ich überfragt.

Wo wir bei Gleitsicht sind: mittlerweile gibt es auch Gleitsicht-Intraocularlinsen, der Stand von 2006 war, dass sie von der Krankenkasse nicht bezahlt werden und die optische Qualität noch nicht so super ausgereift war. Vielleicht hat sich auch da etwas geändert. Nachfragen! Wenn das so wäre, hättest du dir die Brille fast komplett gespart! Dann würde nur ein kleiner Rest übrigbleiben von den Werten, die sich durch das Einwachsen ändern (in der Grössenordnung von sagen wir 0,25 - 0,5 Dioptrien und einem eventuellen Astigmatismus).

Da du noch jede Menge Lebensjahre mit der Kunstlinse vor dir hast, würde ich auf Folgendes achten:
Ein normal funktionierendes Auge hat fünf Schutzbarrieren gegen das Blaue Licht/das UV-Licht. (Augenlider, Hornhaut, Linse, retinales Pigmentepithel - Schicht in der Netzhaut, die die Sehzellen ernährt - und das Lutein - gelbe Abkömmlinge von Vitamin A - in der Macula, der Stelle des schärfsten Sehens schützen normalerweise das Auge vor freien Radikalen, die sich durch UV-Licht und Blaulicht bilden können. Im Laufe der Jahre, ich rede da von 30-40 Jahren bei dir, könnte der Schutz nachlassen und die Gefahr einer Maculadegeneration könnte gegeben sein.) Von daher würde ich schon mal fragen, wie es ist, eine Kunstlinse mit UV-Schutz einzusetzen.
Andererseits, falls es der Operateur nicht machen sollte, nicht in Panik verfallen, denn die Kunststoffgläser - ich rede von den ganz normalen Kunststoffgläsern, die du beim Optiker bekommst - haben schon einen UV-Schutz und du bist also optimal geschützt.

Nach der OP ist wieder ein Risiko einer Netzhautablösung gegeben. Bei mir gab es einige Blitze im Außenbereich, die sich nach einigen Wochen legten, an der Netzhaut gab es aber weiter keine Veränderungen, und das war es dann.

Ach ja, und die Psyche: Durch eine dünnere Brille sieht man sich selbst und die anderen sehen einen in einem völlig neuen Bild - das tut gut! Bei mir: ich ging von -22 auf -2 Pi Mal Daumen, das war das Gefühl einer Neugeburt! Andererseits muss das und der Aspekt des neuen Sehens und der Aspekt, dass sich in wenigen Wochen so viel getan hat - Sehverschlechterung - einmalige oder zweimalige Katarakt-OP - Heilungsprozess - sofortige Sehverbesserung - nach einigen Wochen wieder Sehverschlechterung - NAchstar-YAG - Besserung - Stillstand erst mal verarbeitet werden und das braucht einige MOnate.

Jetzt hab ich viel geredet,
lg rop



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