Unverändertes Skotom, seit 2,5 Jahren undiagnostiziert.

Kris @, Donnerstag, 11. März 2021, 15:30 (vor 1144 Tagen) @ Meylil

Hallo Meylil,

danke für deine Nachricht. Tut mir Leid, dass es dir so geht wie mir. Deine Beschreibung klingt tatsächlich genau so, wie ich das auch wahrnehme. Bald habe ich das Skotom seit vier Jahren und es hat sich in der Zeit nicht verändert.
Leider konnte das Problem bei mir nicht aufgeklärt werden und das wird wahrscheinlich auch so bleiben, da ich mittlerweile so einige Arzttermine hinter mir habe. Für den Fall, dass es jemandem hilft, werde ich im Folgenden berichten.

Ich wurde insgesamt von neun Augenärzten und vier Neurologen untersucht. Das lag nicht daran, dass ich von Arzt zu Arzt gerannt bin, weil ich ihnen Unfähigkeit unterstellt hätte, sondern daran, dass leider (fast) jeder etwas anderes erzählt hat und ich zwei Mal fehldiagnostiziert wurde. Außerdem wurde mir eine wichtige Untersuchung mit sinnbefreiter Begründung mehrfach verweigert.

Im Sommer 2017 hatten mir zwei Augenärzte gesagt, dass nichts zu machen sei und ich hoffen solle, das Problem verschwinde von selbst.
Danach war ich bei einem Augenarzt, der das anders sah und mich an Radiologie und Neurologie überwiesen hat, um auszuschließen, dass etwas im Kopf vor sich geht. Das MRT war unauffällig, deswegen hat mein Neurologe mich aus Ratlosigkeit an die Charité in Berlin geschickt.
Im März 2020 wurde wegen Corona mein Termin in der Charité abgesagt, weshalb mein Augenarzt mich an eine Augenklinik überwiesen hat. Es sollte eine Fluoreszenzangiografie durchgeführt werden, die zeigen sollte, ob ein Gefäß im Sehnerv verstopft ist. Die Ärztin in der Klinik hat mir erklärt, dass diese Untersuchung überflüssig sei, obwohl sowohl Neurologe und mein Augenarzt sie als wichtig erachteten. Daraufhin wurde ich ans Krankenhaus überwiesen, um die Angiografie dort zu machen.

Auch hier hat man sich quer gestellt. Herr Professor hat stattdessen ein OCT durchgesetzt und grünen Star (Normaldruckglaukom) diagnostiziert. Meine oberste Nervenfaserschicht sei "fast abgestorben" und der Sehnerv "extrem ausgehöhlt". Zu dem Zeitpunkt wusste ich dann nicht mehr, wem ich glauben sollte. Ich bin erneut zu meinem Augenarzt, der mir sagte, dass ein Gesichtsfeldausfall bei grünem Star immer im Zentrum des Sehens beginnt, nicht in der Peripherie. Die Aushöhlung des Sehnervs sei Folge meiner Kurzsichtigkeit. Ein OCT hätte er bei Bedarf längst durchgeführt, aber es bestand laut ihm keine Notwendigkeit. Er hat mich erneut an die Charité überwiesen und dort hatte ich dann im Oktober einen Termin.

In der Charité wurde eine Art Rundumschlag an Untersuchungen gemacht - Ergebnis: Ich bin gesund. Nur die Angiografie konnte man nicht durchführen, hat aber Unverständnis für die Ablehnung dieser Untersuchung durch die anderen Augenärzte geäußert. Das OCT im Krankenhaus sei außerdem fälschlicherweise ohne Berücksichtigung meiner Kurzsichtigkeit ausgewertet worden, weshalb das Ergebnis auch so alarmierend war.
Also habe ich eine dritte Überweisung für die Angiografie bekommen und war dann im Februar 2021 bei der letzten möglichen Anlaufstelle in meiner Stadt.

Die Fluoreszenzangiografie blieb letzten Endes auch ergebnislos. Keine Thrombose oder ähnliches erkennbar. Es kann wohl sein, dass mal eine Verstopfung bestand, diese aber wieder frei geworden ist. Das kann man nach so langer Zeit aber nicht mehr feststellen, da hätten die beiden Ärzte, bei denen ich direkt am Anfang war, anders reagieren sollen.

Insgesamt ist das Fazit der Geschichte, dass ich nie erfahren werde, was das Skotom verursacht. Zumindest ermöglicht das der aktuelle Stand der Medizin nicht. Garantieren, dass sich das Skotom nicht ausweitet oder mehr davon auftreten, kann man mir leider nicht, laut Neurologin sei das aber sehr unwahrscheinlich. Es heißt also damit leben und das funktioniert ganz gut. Hab mich daran gewöhnt, auch wenn die Blitze und der Fleck manchmal natürlich nerven.
Erschreckend finde ich, dass manche Augenärzte echt nicht ordentlich gearbeitet haben. Im Krankenhaus wurde mir erzählt, ich sei auf bestem Weg zu erblinden, wenn ich nicht sofort mit der Behandlung mit augeninnendrucksenkenden Tropfen beginne. Es gibt Menschen, die nach der unnötigen Anwendung dieser Tropfen von schlimmen Folgen berichten.
Nach meiner Erfahrung würde ich jedem empfehlen, mehrere Ärzte aufzusuchen, wenn sich Schwierigkeiten oder Ungereimtheiten bei der Diagnose abzeichnen. Leider ist entgegen meiner (kindlichen?) Hoffnung nicht jeder Arzt unfehlbar.

Nochmal zu dir, Meylil: Falls die Untersuchungen auch bei dir keine Auffälligkeiten gezeigt haben, versuch das Positive daran zu sehen. Immerhin besteht keine Krankheit, unter der du leidest und die noch schlimmere Folgen hat. Ich weiß jetzt, dass meine Augen völlig gesund sind und das ist etwas Gutes. Ich soll weiterhin regelmäßig kontrollieren lassen und das werde ich auch tun. Wenn keine Krankheit besteht, ist es sehr unwahrscheinlich, dass es sich verschlechtert. Alles Gute für dich!


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