Herzlichen Glückwunsch! - 20 Jahre SHG Netzhautablösung

KAtharina @, Camburg/Thüringen, Dienstag, 13. Dezember 2022, 19:25 (vor 494 Tagen) @ Friedrich (NRW)

Liebe Netzis,

20 Jahre SHG sind für mich irgendwie verbunden mit einem irrealen Gefühl, was ich gar nicht so genau beschreiben kann.

Ich sehe noch eine jüngere, unglücklichere, vom Schicksal ziemlich mitgenommene Version von mir selbst in dem winzigen Dachzimmer in Jena am Schreibtisch sitzen. An dem Tag habe ich mir spontan eine Zeitschrift mit einer Freeware CD zum Erstellen von Webseiten gekauft. Wohl meine erste und letzte PC-Zeitschrift in diesem Leben, aber sie hat ja ihren Sinn erfüllt.

Vom Weihnachtsmarkt drangen Lieder und Lachen zu mir hoch, und ich habe mich mit einer schönen Flasche Rioja an den Schreibtisch gesetzt und einfach angefangen, obwohl ich so gar keine Ahnung von dem hatte, was ich da tat. Mein Herz wollte diese Website unbedingt, und mittlerweile habe ich eingesehen, dass es meist das Richtige ist was es mir sagt.

Mein Unwissen im Programmieren und Erstellen von Websites hat sich bis heute nicht geändert, aber Dank Friedrich läuft hier alles!

Am Anfang war ich auf der Suche nach anderen Betroffenen, da ich mich sehr schlecht informiert gefühlt habe, und mich nach 11 Jahren in einer unendlich scheinenden Reihe von Operationen, Schmerzen und Ängsten gefangen fühlte, aus der ich nicht herauskam.

Von meinen Freunden habe ich mich immer mehr zurückgezogen, da ich mich unverstanden und einsam gefühlt habe, meine damalige Beziehung habe ich beendet.

Es musste doch noch andere Menschen geben mit der Krankheit, irgendwo. Nur ein paar, mit denen man sich austauschen kann…

Und dann fand ich sie, die Netzis, bzw. fanden sie mich.
Das Herzklopfen in den ersten Monaten, wenn ich gesehen habe es mir wieder jemand geschrieben hatte.
Das Mitgefühl und auch die Tränen bis heute, wenn jemand eine besonders schlimme Zeit hinter sich hat und so offen ist, diese mit mir zu teilen, oder, wenn mir Eltern schreiben deren Kind betroffen ist.
Mittlerweile kann ich dadurch nachvollziehen, wie es meiner Familie in den vielen Jahren ergangen sein muss.

Nach und nach wurden es immer mehr, die sich gemeldet haben, und nach 2 Jahren schaffte ich es kaum noch alle Nachrichten zeitnah zu beantworten.
Dann kam ich auf die Idee, ein Austausch aller Netzis untereinander ist doch viel sinnvoller als wenn nur ich jedem antworte, die Idee zum Forum und einem Chat war geboren.
Wieder war es Friedrich der meine Wünsche umsetzte.
Der Chat wurde allerdings im Gegensatz zum Forum nicht angenommen.

2005 organisierte ich das erste Treffen, ein Seminar war es damals bei weitem noch nicht, aber wir waren immerhin 10 ! Leute.
Zu 2 Netzis von diesem Seminar habe ich immer noch Kontakt und freue mich unheimlich sie nächstes Jahr wieder zu sehen.

Wie im Forum wurden es auch bei den Treffen immer mehr Menschen, so dass ich schließlich dazu übergegangen daraus ein Wochenendseminar mit Teilnehmerbegrenzung zu machen.

Wäre die SHG eine Firma könnte man die Geschichte durchaus als eine Erfolgsstory ansehen, hier aber zählen keine Gewinne und Bilanzen, sondern das Miteinander und die Hilfe & Ratschläge sowie der große Zusammenhalt untereinander.

Wir sind die Netzis - nicht nur weil wir eine Krankheit Namens Netzhautablösung haben, sondern weil wir ein Auffang- Netz sind für all diejenigen, die im Moment an einem Tiefpunkt sind und unsere Kraft und Hilfe brauchen.

Lange Zeit habe ich damit gehadert, berufsunfähig zu sein.
Beruf.
Was ist mein Beruf?
Beruf kommt von Berufung oder?
Aber ist es nicht eher so, dass es eine Berufung gibt,
den Ruf das zu tun was sich gut und richtig anfühlt und was einen erfüllt?
Und was der Welt etwas gibt und sie ein kleines bisschen besser macht?

Lieber Friedrich, als Du gestern den Text geschrieben hast hatte ich Pipi in den Augen.
Ich habe meine Berufung seit 20 Jahren gefunden, aber es sehr lange nicht gemerkt, dass es so ist.

Also ist es an mir zu sagen DANKE für eure Emails und Foreneinträge, für eure Geschichten, euer Vertrauen.
Auch für eure Kritik und Ratschläge was ich besser machen könnte.

Ich weiß nicht, wie viele, wahrscheinlich tausende Menschen, sich bei mir in den 20 Jahren gemeldet haben, und durch die ich unheimlich viel lernen konnte auf und für meinem Weg.
Wie viele Ärzte, Referenten und großzügige Spender und Helfer uns unterstützt haben und weiter unterstützen.

Danke für die Wertschätzung und die Freundschaften die es ohne Euch nicht gäbe.

Und danke an Friedrich, es ist schon lange unsere SHG und nicht mehr nur meine.

Danke dass ihr mein Leben bereichert habt und mich immer wieder zu neuen Ideen inspiriert.

So genug rührseliges Geschreibe von mir, habt eine schöne entspannte Weihnachtszeit ohne Augenkatastrophen!
-kiss- -wein-

--
Liebe Grüße
Katharina


Ich bin diesen Weg gegangen, um Euch zu zeigen wie es geht…


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