Re: empathie für andere menschen....

Nicole, Mittwoch, 15. November 2006, 11:22 (vor 6380 Tagen) @ heike


Als Antwort auf: empathie für andere menschen.... von heike am 12. November 2006 18:44:52:


Ich finde, das ist ein interessantes Thema, allerdings möchte ich auch mal aus einer anderen Perspektive berichten:

Ich denke, ich bin unter den hier schreibenden Personen eine derjenigen, die mit rund 85% Gesamtsehvermögen noch als "normalsichtig" durchgehen. Meine Netzhautrisse beschränken sich zum Glück größtenteils (noch) nur auf ein Auge, trotzdem bin ich im Gegensatz zu 100% Sehenden gehandicapt. Meine Risse und Blutungen - da direkt in der Makula - belasten mich sehr und die Angst um mein Augenlicht kommt immer mal wieder raus, zumal nicht ausgeschlossen werden kann, dass es irgendwann auch mal das linke Auge erwischt (bisher hatte ich da nur eine recht kleine und zum Glück periphere Blutung, die wieder gut verheilt ist).

Als ich hier das erste Mal geschrieben und von meiner Geschichte berichtet habe, bekam ich keine einzige Antwort. Nicht, dass ich das schlimm fände oder jemanden einen Vorwurf dafür mache, aber insgeheim kann man daraus schon ableiten, dass sich die meisten hier gedacht haben: Ja mei, was solls> Hast noch ein Auge und siehst noch fast normal, alles nicht so tragisch im Vergleich zu meinen Problemen (oder der der fast blinden).

Es geht auch nicht ums Auf- oder generell BEwerten, so nach dem Motto: Meine Probleme sind viel schwerwiegender wie deine im Sinne von: "ich kann weniger sehen als du also bin ich viel schlimmer dran".

Tatsächlich ist es doch eher so, wie diejenige Person mit dem Problem umgeht bzw. umgehen kann und wie sie damit zurecht kommt. Und ob sie sich andererseits überhaupt in die Lage einer Person versetzen KANN, die noch weniger sieht oder wirklich schwer erkrankt ist (Krebs, HIV oder andere meist tödlich endende oder dauerhaft sehr stark beeinträchtigende Krankheiten). Woher soll eine Person mit "Nur-Halsschmerzen" wissen, wie es einer fast blinden Person geht> Klar, toll stellt sich das keiner vor, aber richtig nachempfinden kann man doch erst dann, wenn man in einer ähnlichen Situation steckt. Fakt ist, dass auch ich Halsschmerzen (nur als Beispiel) sehr nervig finde, zumal ich quartalsmäßig davon heimgesucht werde und mich wohl niemals damit arrangieren werden kann, ein paar Tage Schmerzen zu haben. OBWOHL ich das Problem mit meinen Augen habe, denke ich mir in dieser Zeit trotzdem: "Maaannn, hoffentlich ist das bald vorbei" oder (übertrieben): "Ah, das tut so weh, ich sterbe" und sowas. Und da ist man auch mal für Zuspruch und ein tröstendes Wort dankbar. Und es gab auch mal ne Zeit, da bestimmten auch Männergeschichten mein Leben, schließlich war ich auch mal jung und ledig ;o)

Von daher denke ich eher so, dass man nicht nach dem Motto "ich hab generell ein schwereres Päckchen zu tragen also lass mich mit deinen Peanuts zufrieden" pauschalisieren sollte. Vielmehr kommt es, wie schon oben angesprochen, auf die innere Einstellung und dem Umgang mit der eigenen Situation an. Wer da einigermaßen mit sich im Reinen ist bzw. seine gesundheitliche Situation einigermaßen akzeptiert und angenommen hat, kann mitunter ein wertvoller Ratgeber und Zuhörer für andere Menschen sein, die wiederum mit kleineren Problemen zu kämpfen haben. Wie gesagt, die Probleme mögen zwar aus unserer/Eurer Sicht "geringfügiger" sein, aber das Gegenüber empfindet das womöglich anders.



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