Re: empathie für andere menschen....

KAtharina (Thür), Mittwoch, 15. November 2006, 19:02 (vor 6380 Tagen) @ heike


Als Antwort auf: empathie für andere menschen.... von heike am 12. November 2006 18:44:52:


So nun endlich auch ich zu dem Thema...
Werde mirda bei niemanden ein Urteil erlauben, sondern einfach mal aus dem Nähkästchen o.ä. plaudern.
Bei mir war das mit dem Mitfühlen abhängig von meiner eigenen Situation.
Ich war früher ein absoluter "Empath", mitfühlend ohne Ende, Beichtmutter der Nation und schon kurz davor, mich zum Psychologiestudium durchzuringen (da war der NC zu hoch (*lacht*).
Ob mensch oder Tier, alles was Probleme hatte landete zu Haus bei mir...
Dann kamen die NHAs, und ich habe das erste mal erfahren, wie klein so ein Freundeskreis doch werden kann, wen man ernsthafte Probleme hat.
Aber egal, aussortiert, und das war es.
Mitgefühl gab es kaum, nur eben immer der Spruch: Du bist so eine starke Frau, Du schaffst das schon".
Wirklich schlimm wurde es dann nach mehreren OPs.
Ich habe mich damals in der Welt der "Anderen" nicht mehr zugehörig gefühlt, weil ich es einfach nicht gerafft habe, was andere Leute zu einem Problem hochstilisiert haben. Angefangen bei abgebrochenen Fingernägeln und langen Haaren auf der Couch über kleiner bis mittlere Gesundheitliche Probleme wie zuviel Hornhaut an den Füßen.
Ich war einfach nur genervt, desillusioniert, und habe mich mit meinen Problemen total unverstanden und ausgegrenzt gefühlt. Was sollte ich den antworten auf die Frage:" Und Kathi, Deine Augen sind doch wieder gut> Du schaffst, das schon, Du bist ja so eine starke blablabla..."
Klar, mir wurde da das Innere der Augapfels rausgezutscht, dafür ist da jetzt Öl drin bis es ranzig wird und ich seh schlecht> -> Dies führte nur zu regelmäßigen Übelkeitsattacken. *lacht*
Dann ging ich auf Konfrontation, und habe eben gesagt, ich nehme Antidepressiva und geh zum Psychologen. huch.
Das war auch nicht wirklich gut, aber ich war im Selbsttest und einfach interessiert an der Reaktion...
Ich war dann irgendwann soweit, dass ich mich sehr aus meinem Bekanntenkreis zurückgezogen habe, da es meiner Meinung nach kaum noch gemeinsame Berührungspunkte gab. Ich habe es genossen mich mit anderen "Behinderten" egal mit welchem Handicap zu unerhalten, da diese Gespräche mit schwarzen Humor gespickt viel tiefgründiger waren als mit "Normalos".
Als es mir dann psysisch besser ging, habe ich die SHG gegründet.
Wie oft habe ich dann heulend vor dem Rechner gesessen, wenn ich mal wieder eine Mail von jemanden hatte, den es auch schlimm erwischt hatte.
Dann wurde mir gesagt, ich soll mir das doch nicht zu Herzen nehmen, ich soll lernen Abstand zu bewahren und so was nicht an mich ran lassen.
No way. Das funktioniert nicht. Bis heute. Und das ist gut so.
Ich hoffe heute, einen guten Mittelweg gefunden zu haben.
Wenn jemand Kummer hat, dann bin ich gerne da, aber nicht 24h am Tag für jeden, und auch nur wenn es mir gut geht.
Das hat mich meine Psychotherapie gelehrt. Auch mal nein sagen können. Das ist ein Grund, warum ich eine telefonische Beratung nur noch in absoluten Notfällen mache.
Ich versuche auf die „kleinen“ Probleme einzugehen, merke aber oft, dass ich unaufmerksam bin und nach geraumer Zeit nicht mehr richtig zuhöre.
Dafür habe ich es mir abgewöhnt, anderen meine Situation zu erklären, da das Interesse nach der Höflichkeitsfloskel doch schnell erloschen ist und sich kaum jemand in diese Situation versetzen will und kann, hierbei spielt sicher auch die Hilflosigkeit eine große Rolle.

Gut. Das war es von mir,
Beste Grüße
KAtharina


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