Mein Erfahrungsbericht zu lange bestehender NHA

roberto79 @, Österreich, Mittwoch, 06. Januar 2010, 00:05 (vor 5186 Tagen) @ KAtharina

Hallo zusammen!

Da diese Art der NHA selten ist, möchte ich Euch auch gerne meine Geschichte erzählen - vor allen Dingen, da ich in diesem Forum in der schwierigen Zeit, viel mitgelesen habe.

Angefangen hat alles bei einer Routinekontrolle beim Augenarzt am 4. Mai 2009. Ich hatte nie irgendwelche Blitze bemerkt und doch wurde an diesem Tag bei der Augenhintergrunduntersuchung am linken Auge (4,5 Dioptrien, kurzsichtig) eine Netzhautablösung -unten- sehr nahe am Sehzentrum diagnostiziert. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auf diesem Auge 90 % Sehleistung, wie in vielen anderen Tests Jahre zuvor. Wie gesagt - ich hatte nichts bemerkt.

Am selben Tag völlig schockiert ins Krankenhaus / Augenambulanz zur genaueren Untersuchung. Dort wurde Entwarnung gegeben, denn es handle sich um keine NHA, sondern um eine Retinoschisis (Netzhautspaltung), die kurz vor dem Sehzentrum "stehengeblieben" war. Eine Retinoschisis muss nicht operiert werden - weshalb ich erleichtert nach Hause ging.

Ich wollte mir jedoch eine zweite Meinung einholen und so wurde ich 2 Wochen später in einer weiteren Klinik vorstellig. Dort wurde mein Auge nochmals gründlich kontrolliert und die Ärzte kamen zu der Diagnose - keine Schisis, sondern eine alte Ablatio (NHA), mehrere Monate alt!! Entstanden ist die Ablösung durch ein relativ kleines Loch weit in der Peripherie und hat sich langsam bis kurz vor die Makula (Sehzentrum) vorgearbeitet. Durch die bestehenden "Hochwasserlinien" konnte man erkennen, dass sich die NH in "kleinen Schritten" weiter abgehoben hat. Mehrere subretinale Stränge (Vernarbungen unter der Netzhaut) haben eine rasche Ablösung verhindert. Dieser langsame Vorgang wurde dadurch begünstigt, dass die Ablösung unten (und nicht wie so oft oben) stattgefunden und mein noch relativ fester Glaskörper (bin 30 Jahre alt) das Netzhautloch teilweise tamponiert hat wodurch nur langsam Flüssigkeit unter die NH eindringen konnte. Diese Klinik teilte mir mit, dass keine unmittelbare Gefahr bestünde, da zu diesem Zeitpunkt die NHA still stand aber dass eine OP über kurz oder lang unumgänglich wäre.

Man entschied sich zu monatlichen Kontrollen, da meine Sehkraft so erstaunlich gut war und man nichts gefährden wollte. Man bedenke: zu diesem Zeitpunkt war die Netzhaut etwa zur Hälfte ab ABER im Stillstand. Habe dann auch oben rechts einen Schatten bemerkt, als mir der Arzt genau erklärte, wo ich diese Einschränkung sehen müsste. Ohne Hinweis darauf hätte ich das vermutlich nicht wahrgenommen aber der Schatten war da und damit das bedrohliche Gefühl, dass mein Augenlicht in Gefahr war...

Von Juni bis September hatte ich monatliche Kontrollen in jener Klinik, operiert sollte jedoch nicht werden. An Urlaub war nicht zu denken - es könnte jederzeit soweit sein, dass ein plötzlicher Sehkraftverlust eintritt, also wenn die NH an der Makula abhebt. Psychisch war das nicht lange tragbar für mich, also weiter in die einige Autostunden entfernte Uniklinik Innsbruck.

Dort war klar - eine OP (Plombe) solle so schnell als möglich erfolgen. Zwei Wochen später (Anfang Oktober 2009) lag ich unter dem Messer. Durch das Aufnähen einer Plombe wurde das NH-Loch tamponiert und die (große) Menge an Flüssigkeit unter der NH wurde binnen 24 Stunden großteils von der Aderhaut resorbiert wonach sich die NH wieder anlegen konnte. Großes Problem war das lange Bestehen der NHA und der entstandenen Stränge unter der Netzhaut, die nun nach Wiederanlage eine gewisse Spannung erzeugen, was sich aber nach mehreren Monaten geben wird.

5.1.2010: Jetzt, drei Monate nach der OP hatte ich bereits mehrere Nachkontrollen und die Ärzte sind sehr zufrieden mit dem Genesungsverlauf. Das Auge ist noch leicht rot, hin und wieder flimmert es oben noch ganz leicht, die Brille passt nicht mehr (etwa 0,5 Dioptrien mehr, andere Hornhautverkrümmung) aber der Schatten ist weg und die Sehleistung ist wieder bei den 90 %, die das Auge immer hatte, angelangt. Ganz zu schweigen von dem seelischen Druck, der mir genommen wurde.

Grüße aus Österreich,
Robert


P.S.: Namen der beiden Krankenhäuser, die nicht operiert haben, werde ich nicht nennen, da deren Meinungen zu diesem äußerst heiklen Thema nachvollziehbar waren und ich niemandem einen Vorwurf mache, zumal ich in einem davon meine Nachkontrollen hatte und ich mich immer gut betreut fühlte.


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