Erfahrungsbericht NHA Adam

Adam, Sonntag, 11. Februar 2024, 15:52 (vor 76 Tagen) @ KAtharina

Hallo liebe Netzis,
ich bin Adam, 32 Jahre.

*Wie kam es zur Diagnose?
Im Januar 2023 hatte ich unten im Sichtfeld des RA immer wieder ein kleines Flimmern, das ich für eine stressbedingte, temporäre Erscheinung hielt. Als ich im Feb. 2023 dann beim AA war, weil ein Teil des Sichtsfeldes "weg" war, lautete die Diagnose NHA.

Ich wurde gegen 9:30 Uhr an das Uniklinikum Erlangen verwiesen. Ich musste trotz Notfall dort 7 Std. im überfüllten ambulanten Bereich warten (z.T. saßen die Leute dort auf dem Boden). Gegen 17 Uhr meinte ein Assistenzarzt dann zu mir ganz beiläufig: Übrigens, auf dem LA haben Sie auch eine NHA. Aber heute wird nicht mehr operiert, kommen Sie morgen früh wieder.

Natürlich saß der Schock tief. Ich wusste damals aber noch gar nicht, was das alles zu bedeuten hatte und was auf mich zukommen würde.

*Wie kam es zu den NHA?
Schwer zu sagen. Es gab keinen konkreten Vorfall wie einen Schlag, Ball aufs Auge oder eine Flugreise. Ich vermute, dass es eine Kombination war aus meiner starken Myopie (-7 dpt. bds.) und berufsbedingtem Stress (Lehrer, eher im engagierten und ambitionierten Bereich). Dazu habe ich kleine Kinder, sodass ich auch über mehrere Monate vor den NHA vermutlich zu wenig Schlaf hatte. Möglicherweise hat das die NH bzw. die Membranen geschwächt und dann so letztendlich zu den NHA beidseits geführt. Anders kann ich es mir nicht erklären.

*Wie verliefen die OPs?
Die Augenklinik Erlangen hat einen guten Ruf hat und zum Glück besteht dieses oben beschriebene, unmögliche Chaos nur im ambulanten Bereich.
Zuerst wurde das RA operiert, da hier die NHA weiter vorangeschritten war und der Rand der Makula bereits betroffen war. PPV mit Gas, bereits nach wenigen Tagen erneute NHA, diesmal PPV mit Silikonöl. Die NH hielt dann.
Im April 23 kam dann das linke Auge dran. Wieder PPV mit Gas, wieder hielt die NH nicht. Erneute OP ca. 4 Wochen später, erneut mit Gas. Diesmal hielt die NH glücklicherweise.
Jetzt im Januar 24 kam das Silikonöl im RA wieder raus, kombiniert mit einer Katarakt-OP und neuer Linse, da sich meine durch das Öl getrübt hat.
Auch auf dem LA deutet sich eine Linsentrübung an.
Im Mai/Juni 23, nach den 4 Vollnarkosen-OPs innerhalb von 6 Wochen, waren mein Körper und auch mein Kopf und und mein Geist völlig fertig. Es hat einige Wochen gedauert, bis ich wieder einigermaßen "der Alte" war. Meine Kinder und meine Frau haben mir sehr geholfen, diese Zeit zu überstehen.


*Wie ist die Sehleistung jetzt?
Auf dem LA habe ich ein eingeschränktes Sichtfeld im periphären linken Bereich (Randbereich. Die Myopie hat sich auf -8,5 dpt. verschlechtert. Dennoch erreiche ich bei Sehtests mit Sehhilfen glücklicherweise noch 100%. Ich glaube, da kann ich mich sehr glücklich schätzen. Ich rechne aber auch auf dem LA mit einer baldigen Katrakt-OP und Kunstlinse.
Auf dem RA erreiche ich aktuell ca. 60-70%. Ich hoffe, dass das in den nächsten Wochen vielleicht sogar noch besser wird. Allerdings merke ich, dass hier die Makula zum Teil betroffen war, da das Sehen in der Mitte des Sichtfeldes nicht optimal ist und ich Kontraste nicht gut wahrnehmen kann.

*Gibt es sonstige Nachwirkungen?
Nach den NH-OPs sah ich anfangs sehr viele Lichtblitze und Phänomene, und dort wo die OP-Narben waren, hatte ich "blinde Flecken". Das alles hat sich glücklicherweise deutlich zurückgebildet. Ich nehme seit letzten Sommer, wie hier im Forum gelesen, täglich Heidelbeer/Lutein-Extrakte und Vitamine für die Augen (MacuLux) zu mir. Danke für diesen Tipp. Ich habe das Gefühl, dass mir das ernsthaft und deutlich geholfen hat und kann es nur weiterempfehlen. Anfangs hatte ich auch häufiger Kopfschmerzen, das hat sich aber auch wieder gegeben.

*Wie steht es mit der Psyche? Wie hat sich mein Leben verändert?
Schwieriges Thema. Tagsüber geht es mir meist recht gut, aber nachts holen mich die Ängste oft ein. Vor einer erneuten NHA, evtl. sogar einer Erblindung und auch vor weiteren Operationen. Da ich erst 32 Jahre alt bin, frage ich mich natürlich, wie es meinen Augen in 10, 20, 30 Jahren gehen wird. Und je nach Seelenzustand bleibt man entweder optimistisch oder man hat einfach nur riesigen Schiss. Verarbeitet habe ich die Sache jedenfalls noch lange nicht und vermutlich bleibt das auch so.
Ich habe auch gemerkt, dass ich seit den NHA deutlich weniger lache und ruhiger, verhaltener geworden bin. Allerdings bin ich grundsätzlich ein zuversichtlicher Mensch und kann mich an den vielen kleinen positiven Dingen im Leben erfreuen und bin anpassungsfähig, was Sportarten, Reisen, Unternehmungen angeht.
Außerdem positiv: Diese schwierige Zeit hat mir auch gezeigt, welche Freunde echte Freunde sind und auf welche Familienmitglieder ich mich verlassen kann, wenn's drauf ankommt. So schnell kann mich nun auch überhaupt nichts mehr aus der Ruhe bringen (außer natürlich gesundhetliches / augenbezogenes), ich werde mich definitiv, v.a. vom Beruf, nicht mehr stressen lassen und gehe alles langsamer und bedachter an. Und lege mehr Wert auf Familienzeit und einen guten Schlaf.

*Austausch?
Gerne bin ich auch zu einem privaten Austausch, ob per Mail, Telefon oder persönlich bereit. V.a. jüngeren Betroffenen möchte ich auch Mut machen. Wenn du mit mir in Kontakt treten möchtest, gerne über das Forum bzw. evtl. kann dir Katharina meine Mail weitergeben.

Danke fürs Lesen und ggf. kommentieren. Ich hoffe, dass mein Beitrag irgendwann mal irgendjemandem hilft.

Adam


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