Erfahrungsbericht Lujobe

Lujobe, Dienstag, 09. März 2010, 20:50 (vor 5123 Tagen) @ KAtharina

Eigentlich verwunderlich dass ich dieses Forum erst jetzt gefunden habe, da ich mich mit diesem Thema bereits seit gut 10 Jahren befasse (muss). Bei mir hat alles im Jahre 2000 begonnen. Katarakt-OP hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon an beiden Augen hinter mir. Bei Vorbereitungsarbeiten zu einer Messe bemerkte ich einen Schatten im linken Auge. Blitze habe ich damals keine gesehen. Ich habe dies zuerst für Überanstrengung gehalten. Erst als der Schatten am nächsten Tag größer und deutlicher war wurde mir klar dass hier was ernsteres vorliegt. Statt direkt vor ort in eine Klinik zu gehen bin ich dann mit einem Kollegen nach Hause gefahren und dort zu meinem Augenarzt gegangen. Der hat ich sofort zur Uniklinik verwiesen.
Dort wurde von den Ambulanzärzten dikutiert wie eilig eine OP ist. Diese Diskussion wurde von einem Oberarzt, der wohl eher zufällig dazukam, beendet mit der Entscheidung "SOFORT". Es folgte eine Nacht-OP von etwa 5 Stunden Dauer bei der eine Vitrektomie vorgenommen wurde und mehrere großflächige Netzhautablösungen mit Plomben und Cryokoagulation behandelt wurden. Es wurde eine Gastamponade vorgenommen.
Ergebnis dieser ersten OP war eine vollflächig wieder anliegende Netzhaut aber Narben, auch im Bereich der Makula. Sehvermögen war, nach entsprechender Erholungszeit, scharf und kontrastreich aber durch narbenbedingte Verzerrungen in der Lesefähigkeit dauerhaft eingeschränkt. Die Aussage dass eine Amotio meist eine einmalige Angelegenheit ist war zu dem Zeitpunkt eine gewisse Beruhigung.
Um es kurz zu machen, es blieb nicht einmalig und es blitzte auch häufiger. Am gleichen Auge gab es im Abstand von Tagen bis Wochen mehrere weitere Foramen und Amotio. Folge war eine Cerclage, Öltamponade sowie weitere Plomben und Cryos.
Noch bevor die Öltamponade wieder entfernt werden sollte kam die erste von mehreren Amotio am anderen Auge. Mittlerweile mit geschärften Sinnen für solche Probleme habe ich diese recht früh bemerkt und schnell reagiert. Um es kurz zu machen, am Ende waren es 14 Operationen wegen Amotio, 3 Operationen wegen Katarakt bzw. Verisyse-Linse und ungezählte Laserbehandlungen. Beide Augen sind betroffen, wobei das häufiger operierte Auge heute noch eine brauchbare Sehleistung aufweist. Die Option am zweiten Auge auch eine Vitrektomie vornehmen zu lassen habe ich, in Absprache mit dem Professor der Klinik, nicht wahrgenommen. Die Meinungen der behandelnden Ärzte waren hier durchaus geteilt. Letztlich denke ich dass die Entscheidung so richtig war.
Zu allem Überfluß kam es vor etwa 2 Jahren zur Loslösung der Linse im schlechten Auge. Die ist mir einfach "ins Auge gefallen". Also wieder OP, nun eine Verisyse-Linse an der Iris festgeklammert. Leider geht seit diesem Zeitpunkt die Sehkraft des Auges beständig zurück. Neben Arealen in denen ich keine Farben sehe ist genau zentral bei geringer Helligkeit nur noch eine graue Fläche.
Sehnerventzündungen, Retinaentzündungen, Ödeme, diesem Auge blieb wenig erspart.
Trotz alledem bin ich noch voll im Beruf und kann und darf auch noch PKW fahren. Aktuell habe ich nun einen GdB von 40 bekommen. Dies allerdings nur im Zusammenspiel mit weiteren Problemen.
Amotio hatte ich nun seit einigen Jahren keine mehr, was ich auch darauf zurückführe, dass ich alle Risiken die mir bekannt wurden absolut meide. Mit jeder OP bin ich vorsichtiger geworden.
Die Anmerkung eines Assistenzarztes, nach der letzten OP vor 2 Jahren - damit können sie kopfstehend Trampolin springen - habe ich lediglich kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen.

Ãœbrigens den Spruch
"Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar"
habe ich mir auch zu eigen gemacht und bei diversen Gelegenheiten als Motto angegeben.
Passt eben irgendwie zu unserer Situation.

Gruß
Lujobe

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"Du kannst nicht wählen, wie du stirbst oder wann.
Aber du kannst bestimmen, wie du lebst. JETZT!"
(Joan Baez)


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