Erfahrungsbericht - NHA an beiden Augen - Teil 3

Fafner @, Donnerstag, 02. Januar 2014, 13:50 (vor 3729 Tagen) @ Fafner
bearbeitet von Fafner, Donnerstag, 02. Januar 2014, 14:08

Liebe Netzis und Netzinen,

die Zeit der Jahresrückblicke ist zwar schon vorbei, aber einer geht schließlich immer noch. Und meiner muss sein, denn 2013 war für mich ein Jahr wie kein anderes. Die Bilanz fällt ernüchternd aus: Anfang Mai hatte ich noch auf beiden Augen 100% Sehkraft. Mit Brille, aber immerhin. Ich war im März noch schifahren. Jetzt, ein gutes halbes Jahr und 6 OPs später, habe ich auf dem besseren, linken Auge noch 20% Sehkraft und auf dem rechten Auge schwer messbare 5%.

Seit dem Stand im Teil 2 meines Erfahrungsberichts hatte ich im November nochmals eine absolute Tiefphase mit 3 PPV-OPs innerhalb eines einzigen Monats. Es hatten sich immer wieder PVR-Membranen gebildet, die die Netzhaut erneut ablösten.

Hier eine Bestandsaufnahme seit Mai 2013:
- 6 PPV-Operationen
- davon 4 Wieder-Ablösungen wegen PVR
- davon 3 Wieder-Ablösungen unter Silikonöl ("so gut wie unmöglich!")
- davon 1 Mal Silikonöl unter der Netzhaut ("extrem selten!")
- rechts 50% Gesichtsfeldausfall (Ursache unklar)
- Nachblutung (ein Monat lang absolut keine Sicht)
- Chemose
- Epiretinale Gliose
- Makulaödem
- Sehnerventzündung

Mein rechtes Auge, das mit der Gas-Tamponade, ist im Prinzip kaum mehr zu gebrauchen - wenn ich Glück habe, dann wird es mir noch zur Orientierung helfen können, mehr nicht. Und das trotz meiner schnellen Reaktion und den sofortigen OPs, trotz der Tatsache, dass die erste Ablösung ganz peripher und eng umschrieben war. Die Worte des Operateurs am Tag nach der OP hallen mir noch wie Hohn in den Ohren: "Die Prognose für eine gute Sehfähigkeit ist sehr gut!"...

Was ist das Gute an all dem? Die größte Angst und Verzweiflung habe ich ganz am Anfang verspürt, bei der ersten Diagnose "Netzhautablösung". Damals hätte ich mir nicht im schlimmsten Traum ausmalen können, wie schlecht ich heute sehen würde, hatte aber diffuse Ängste vor einer Erblindung. Mit jeder neuen OP lernt man, die Situation und die Risiken besser einzuschätzen. Man gewöhnt sich aber auch und findet sich mit Zuständen ab, die man vorher für unerträglich gehalten hätte. Und meine Familie ist durch all die Schrecken in diesem Jahr enger zusammengerückt. Denn irgendwie muss es ja schließlich weiter gehen!

Ich habe ja noch einiges vor mir - zum Beispiel mindestens 30 Jahre Erwerbstätigkeit! Ein Glück, dass mein Job komplett aus PC-Arbeit besteht, so kann ich zumindest mit Bildschirmvergrößerung einigermaßen weitermachen. Bei einem klassischen Job mit Papierarbeit wäre ich aufgeschmissen.

Ich wünsche allen Lesern ein gutes neues Jahr 2014 und mir, dass der ganze Spuk ein Ende hat und schön artig im Jahr 2013 bleibt.

Grüße,
Fafner


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